Bericht zum Energieverbrauch 2020

Bericht zum Energieverbrauch 2020

Covid-Pandemie verändert Verbrauch/Jahresbericht der AG Energiebilanzen

Berlin/Bergheim (07.04.2021) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land ist 2020 um 8,0 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr zurück­ge­gan­gen und erreich­te eine Gesamt­hö­he von 11.784 Peta­joule (PJ) oder 402,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Wie die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) in ihrem jetzt erschie­ne­nen Jah­res­be­richt schreibt, hat die im Ver­gleich zum Vor­jahr etwas mil­de­re Wit­te­rung nur gering­fü­gig (Minus 0,6 Pro­zent) zu dem beträcht­li­chen Ver­brauchs­rück­gang bei­getra­gen. Haupt­ver­ant­wort­lich für den Rück­gang des Ener­gie­ver­brauchs auf ein his­to­ri­sches Tief waren die Aus­wir­kun­gen der Maß­nah­men zur Pan­de­mie­be­kämp­fung in Form rück­läu­fi­ger Indus­trie­pro­duk­ti­on, ver­min­der­ter Ver­kehrs­leis­tun­gen und ver­än­der­ter Kon­sum­ge­wohn­hei­ten.
Einen wei­te­ren Anteil an der Ver­brauchs­ent­wick­lung bei den ein­zel­nen Ener­gie­trä­gern habe auch der sich ver­än­dern­de ener­gie- und kli­ma­po­li­ti­sche Kon­text, heißt es im Bericht der AG Ener­gie­bi­lan­zen. Auf natio­na­ler Ebe­ne sor­gen der schritt­wei­se Aus­stieg aus der Kern­ener­gie, der ein­set­zen­de Koh­le­aus­stieg sowie die fort­ge­setz­te För­de­rung der erneu­er­ba­ren Ener­gien für Ver­än­de­run­gen. Auf euro­päi­scher Ebe­ne haben die Emis­si­ons­ober­gren­zen des euro­päi­schen Emis­si­ons­han­dels­sys­tem (EU-ETS) sowie die über­grei­fen­den Kli­ma­schutz­zie­le Aus­wir­kun­gen auf die Höhe und Zusam­men­set­zung des Ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land. Von der Preis­ent­wick­lung gin­gen 2020 hin­ge­gen kei­ne Impul­se auf eine spar­sa­me Ver­wen­dung von Ener­gie in Deutschand aus. Ande­rer­seits kam es zu wei­te­ren Effi­zi­enz­ge­win­nen und einer Ver­bes­se­rung der Ener­gie­pro­duk­ti­vi­tät. Die nahe­zu sta­gnie­ren­de Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung hat­te, anders als in den Vor­jah­ren, kei­ne ver­brauchs­stei­gern­de Wir­kung zur Fol­ge.

Infol­ge des rück­läu­fi­gen Ver­brauchs sowie wei­te­ren Ver­schie­bun­gen im Ener­gie­mix zuguns­ten der Erneu­er­ba­ren und des Erd­ga­ses rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Rück­gang der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in einer Grö­ßen­ord­nung von rund 63 Mio. t. Das ent­spricht einer Min­de­rung gegen­über dem Vor­jahr um 9,6 Pro­zent.

Die gesamt­wirt­schaft­li­che Ener­gie­pro­duk­ti­vi­tät hat sich 2020 nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen um 3,2 Pro­zent (tem­pe­ra­tur­be­rei­nigt: 2,7 Pro­zent) ver­bes­sert. Die­se Kenn­grö­ße für den effi­zi­en­ten Umgang mit Ener­gie berech­net sich aus dem Ener­gie­auf­wand je Ein­heit Wirt­schafts­leis­tung. Der lang­jäh­ri­ge Durch­schnitts­wert die­ser Kenn­grö­ße liegt­bei  2,3 Pro­zent

Weitere kräftige Rückgänge bei Stein- und Braunkohle

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl sank 2020 ins­ge­samt um 11,9 Pro­zent auf 3.973 Peta­joule (PJ) oder 135,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Mit Aus­nah­me von leich­tem Heiz­öl sowie Roh­ben­zin lag der Absatz aller Mine­ral­öl­pro­duk­te im Minus: Der Ver­brauch von Die­sel­kraft­stoff nahm um mehr als 7 Pro­zent ab, bei den Otto­kraft­stof­fen gab es einen Rück­gang um fast 10 Pro­zent. Der Ver­brauch von Flug­kraft­stof­fen brach sogar um mehr als 50 Pro­zent ein. Der Zuwachs von rund 3 Pro­zent beim leich­ten Heiz­öl dürf­te vor­nehm­lich auf Bestands­auf­sto­ckun­gen bei den Ver­brau­chern infol­ge der güns­ti­gen Prei­se und weni­ger auf einen ech­ten Ver­brauchs­an­stieg zurück­zu­füh­ren sein.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­rin­ger­te sich 2020 um 2,4 Pro­zent auf 3.136 PJ oder 107,0 Mio. t SKE. Haupt­ur­sa­che für den Ver­brauchs­rück­gang ist der gesun­ke­ne Erd­gas­be­darf der Sek­to­ren Indus­trie (minus 4 Pro­zent) sowie Gewer­be, Han­del und Dienst­leis­tun­gen (minus 5 Pro­zent) infol­ge der Coro­na-Pan­de­mie. In der Strom- und Wär­me­er­zeu­gung wur­de hin­ge­gen mehr Erd­gas ein­ge­setzt. Bei den pri­va­ten Haus­hal­ten stieg der Ver­brauch trotz ver­gleichs­wei­se mil­de­rer Tem­pe­ra­tu­ren um 2,5 Pro­zent.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le lag 2020 um 16,6 Pro­zent unter dem Vor­jah­res­zeit­raum und erreich­te eine Höhe von 904 PJ oder 30,8 Mio. t SKE. Beim Ein­satz von Stein­koh­le in den Kraft­wer­ken zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung betrug der Rück­gang mehr als 26 Pro­zent. Die­se Ent­wick­lung ist vor­nehm­lich auf den rück­läu­fi­gen Strom­ver­brauch, die höhe­re Strom­ein­spei­sung aus Wind- und PV-Anla­gen sowie den stär­ke­ren Ein­satz von Erd­gas in der Strom­erzeu­gung zurück­zu­füh­ren.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le ver­min­der­te sich 2020 um 17,8 Pro­zent und lag bei rund 956 PJ oder 32,6 Mio. t SKE. Die­se Ent­wick­lung hat unter­schied­li­che Ursa­chen: Es wur­den zusätz­li­che Kraft­werks­blö­cke in die Sicher­heits­be­reit­schaft über­führt und wit­te­rungs­be­dingt erhöh­te sich die Strom­ein­spei­sung von Wind- und PV-Anla­gen. Hin­zu kamen unge­plan­te Kraft­werks­aus­fäl­le, Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie auf den Strom­ver­brauch sowie durch nied­ri­ge Erd­gas­prei­se beding­te Ver­schie­bun­gen der Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem natio­na­len und euro­päi­schen Strom­markt.

Bei der Kern­ener­gie kam es 2020 infol­ge der plan­mä­ßi­gen Abschal­tung des Kraft­werks Phil­ipps­burg zum Jah­res­en­de 2019 zu einem Rück­gang der Strom­pro­duk­ti­on um 14,2 Pro­zent. Die erneu­er­ba­ren Ener­gien stei­ger­ten ihren Bei­trag zum gesam­ten Ener­gie­ver­brauch 2020 um ins­ge­samt 3 Pro­zent auf 1.961 PJ oder 66,9 Mio. t SKE. Die Was­ser­kraft­wer­ke (ohne Pump­spei­cher) lie­fer­ten 6 Pro­zent weni­ger Strom als im Vor­jahr. Dage­gen stieg der Bei­trag der Wind­kraft um 4 Pro­zent. Die Solar­ener­gie ver­zeich­ne­te ein Plus von 8 Pro­zent. Bei der Bio­mas­se gab es ein Plus von mehr als 2 Pro­zent.

Weitere Verschiebungen im Energiemix

Im Ener­gie­mix für das Jahr 2020 konn­ten die Erneu­er­ba­ren ihre Antei­le erneut aus­wei­ten. Bio­mas­se, Solar­ener­gie, Wind­ener­gie, Was­ser­kraft, Geo­ther­mie und der bio­ge­ne Anteil des Abfalls deck­ten ins­ge­samt 16,6 Pro­zent des gesam­ten inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Wich­tigs­ter Ener­gie­trä­ger blieb das Mine­ral­öl mit einem Anteil von 33,7 Pro­zent, gefolgt vom Erd­gas mit 26,6 Pro­zent. Auf die Stein­koh­le ent­fiel ein Anteil von 7,7 Pro­zent und auf die Braun­koh­le 8,1 Pro­zent. Der Bei­trag der Kern­ener­gie lag bei 6,0 Pro­zent.

Der aus­führ­li­che Bericht zur Ent­wick­lung des Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs 2020 steht ab sofort auf der Inter­net­sei­te der AG Ener­gie­bi­lan­zen (www.ag-energiebilanzen.de) zum Down­load bereit.

Inlandsgewinnung weiter gesunken

Die inlän­di­sche Ener­gie­ge­win­nung ver­zeich­ne­te 2020 einen Rück­gang um etwa 5 Pro­zent auf 3.425 PJ (116,9 Mio. t SKE). Am stärks­ten ver­min­der­te sich die Pro­duk­ti­on der Braun­koh­le mit knapp 18 Pro­zent. In ähn­li­cher Grö­ßen­ord­nung sank auch die inlän­di­sche Erd­gas­för­de­rung (minus 15,5 Pro­zent). Die den hei­mi­schen Ener­gie­quel­len zuge­rech­ne­ten Erneu­er­ba­ren ver­zeich­ne­ten dage­gen einen Zuwachs um 3 Pro­zent. Ins­ge­samt konn­te die Ener­gie­ge­win­nung aus hei­mi­schen Res­sour­cen etwas mehr als 29 Pro­zent des Gesamt­ver­brauchs decken. Wich­tigs­te hei­mi­sche Ener­gie­quel­le sind inzwi­schen die Erneu­er­ba­ren mit einem Anteil von 57,7 Pro­zent (Vor­jahr 53,2 Pro­zent). Es folgt die Braun­koh­le mit knapp 29 Pro­zent (Vor­jahr 32,9 Pro­zent). Die ande­ren Ener­gie­trä­ger errei­chen Antei­le im nied­ri­gen ein­stel­li­gen Bereich. Stein­koh­le wird seit Ende 2018 in Deutsch­land nicht mehr geför­dert.

Der aus­führ­li­che Bericht zur Ent­wick­lung des Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs 2020 steht ab sofort auf der Inter­net­sei­te der AG Ener­gie­bi­lan­zen (www.ag-energiebilanzen.de) zum Down­load bereit.

Deutlicher Rückgang des Energieverbrauchs 2020

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2020
in Deutschland — Veränderungen in Prozent
Gesamt 11.784 PJ oder 402,1 Mio. t SKE

Berlin/Bergheim — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie in Deutsch­land lag 2020 um ins­ge­samt 8,0 Pro­zent unter dem Niveau des Vor­jah­res. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen erreich­te der Gesamt­ver­brauch eine Höhe von 11.784 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 402,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Mit Aus­nah­me der Erneu­er­ba­ren ver­zeich­ne­ten alle Ener­gie­trä­ger Rück­gän­ge.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verbrauchsrückgang verändert Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2020
gesamt 11.784 PJ oder 402,1 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)

Berlin/Bergheim — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2020 bei ins­ge­samt deut­lich gerin­ge­rem Gesamt­ver­brauch leicht zuguns­ten der Erneu­er­ba­ren sowie des Erd­ga­ses ver­scho­ben. Bei Stein- und Braun­koh­le kam es zu wei­te­ren Abnah­men. Mine­ral­öl bleibt trotz eines leicht ver­rin­ger­ten Anteils der mit Abstand wich­tigs­te Ener­gie­trä­ger. Kenn­zeich­nend für die deut­sche Ener­gie­ver­sor­gung bleibt ein brei­ter Ener­gie­mix.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs

in Deutschland 1995 — 2020
in Petajoule (PJ)
in Petajoule (PJ)

Berlin/Bergheim — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te 2020 nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 11.784 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 402,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) und lag damit um 8,0 Pro­zent unter dem Wert von 2019.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

Reinhardtstr. 32
10117 Berlin

Ansprechpartner
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u.maassen@ag-energiebilanzen.de

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