Energieverbrauch und Energiemix verändern sich durch Pandemie und Wetter

Energieverbrauch und Energiemix verändern sich durch Pandemie und Wetter

Kohlen legen kräftig zu / Erneuerbare holen Frühjahrsrückstand auf

Berlin/Bergheim (03.08.2021) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land lag in den ers­ten sechs Mona­ten des lau­fen­den Jah­res deut­lich über dem ver­gleich­ba­ren Vor­jah­res­wert. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) erhöh­te sich der Ver­brauch im 1. Halb­jahr um 4,3 Pro­zent auf 6.191 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 211,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Nach drei Mona­ten hat­te der Ver­brauch noch leicht im Minus gele­gen, teil­te die AG Ener­gie­bi­lan­zen wei­ter mit.

Für den Ver­brauchs­an­stieg macht die AG Ener­gie­bi­lan­zen vor allem die Locke­run­gen im Zuge der Covid-19-Pan­de­mie und den Wie­der­an­stieg der wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten ver­ant­wort­lich. Das im Ver­gleich zum Vor­jahr deut­lich gerin­ge­re Wind­strom­an­ge­bot führ­te zu Ver­schie­bun­gen im Strom­erzeu­gungs­mix hin zu den kon­ven­tio­nel­len Ener­gie­trä­gern. Aller­dings, so die AG Ener­gie­bi­lan­zen, lie­gen die tem­pe­ra­tur­be­rei­nig­ten Ver­brauchs­wer­te trotz des Anstiegs gegen­über dem Vor­jahr noch um mehr als 7 Pro­zent unter dem Wert von 2019. Zusätz­lich sorg­te die gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum deut­lich küh­le­re Wit­te­rung für einen Anstieg beim Ver­brauch von Heiz­ener­gien. Unter Aus­schal­tung des Wit­te­rungs­ein­flus­ses hät­te sich der Ener­gie­ver­brauch gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum nur um knapp 2 Pro­zent erhöht.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich im 1. Halb­jahr des lau­fen­den Jah­res gegen den all­ge­mei­nen Ver­brauchs­trend ins­ge­samt um 12,1 Pro­zent. Infol­ge des ein­ge­schränk­ten Luft­ver­kehrs sank der Absatz von Flug­kraft­stoff um knapp 20 Pro­zent. Beim Otto­kraft­stoff betrug das Minus 2,6 Pro­zent und der Absatz von Die­sel­kraft­stoff ver­min­der­te sich um 7,0 Pro­zent. Der Heiz­öl­ab­satz hat sich im ers­ten Halb­jahr nahe­zu hal­biert, da die Ver­brau­cher infol­ge der hohen Prei­se sich bis­her nicht zur Auf­sto­ckung ihrer Bestän­de ent­schlie­ßen konn­ten. Der Anteil des Mine­ral­öls am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch sank im Berichts­zeit­raum erst­mals unter die Mar­ke von 30 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch erhöh­te sich dage­gen um fast 16 Pro­zent. Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung war die gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum deut­lich küh­le­re und zudem in den ers­ten drei Mona­ten des Jah­res eher wind­ar­me Wit­te­rung, die zum Mehr­ein­satz von Erd­gas zur Wär­me- und Strom­erzeu­gung führ­te. Fer­ner sorg­ten die kon­junk­tu­rel­len Auf­hol­pro­zes­se für Zuwäch­se beim Erd­gas­ver­brauch.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le stieg im 1. Halb­jahr 2021 um fast 23 Pro­zent. Beim Ein­satz von Stein­koh­le zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung kam es als Fol­ge der küh­len und der gegen­über dem Vor­jahr wind­ar­men Wit­te­rung zu einem Zuwachs um rund 31 Pro­zent. Der Ein­satz von Koks und Koh­le in der Stahl­in­dus­trie nahm eben­falls deut­lich zu und erhöh­te sich um knapp 18 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le erhöh­te sich in den ers­ten sechs Mona­ten des lau­fen­den Jah­res um rund ein Drit­tel. Die­ser Anstieg ent­spricht weit­ge­hend der Ent­wick­lung der Lie­fe­run­gen an die Kraft­wer­ke der all­ge­mei­nen Ver­sor­gung. Der Zuwachs ist vor allem dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass die im Vor­jah­res­zeit­raum wit­te­rungs­be­dingt hohe Ein­spei­sung von Strom aus Wind­an­la­gen in die­sem Jahr deut­lich nied­ri­ger lag. Im Ver­gleich zum 1. Halb­jahr des Jah­res 2019 weist der Ver­brauch von Braun­koh­le im lau­fen­den Jahr ein Minus von 12 Pro­zent auf und folgt damit dem mehr­jäh­ri­gen Trend.

Bei der Kern­ener­gie kam es im 1. Halb­jahr zu einem Anstieg der Strom­pro­duk­ti­on um 7,0 Pro­zent.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien ver­min­der­ten ihren Bei­trag zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch im 1. Halb­jahr um ins­ge­samt 1 Pro­zent und konn­ten damit am Anstieg des Gesamt­ver­brauchs nicht teil­ha­ben, was zu einem Rück­gang des Anteils am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch (Ener­gie­mix) auf 16,8 Pro­zent (Vor­jah­res­zeit­raum 17,7 Pro­zent) führ­te. Wäh­rend die Was­ser­kraft­wer­ke um 5 Pro­zent zule­gen konn­ten, kam es bei der Wind­ener­gie zu einem Minus von 20 Pro­zent im Ver­gleich zum wind­star­ken Vor­jahr. Der Bei­trag der Solar­ener­gie blieb trotz des Anla­gen­zu­baus sta­bil. Die Bio­mas­se ver­zeich­ne­te tem­pe­ra­tur­be­dingt ein Plus von 6 Pro­zent.

Im 1. Halb­jahr 2021 floss mehr Strom ins Aus­land als umge­kehrt nach Deutsch­land. In Sum­me ging der posi­ti­ve Strom­aus­tausch­sal­do zurück.

Die durch den Pan­de­mie­ver­lauf und die Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se ver­än­der­ten Bei­trä­ge der ein­zel­nen Ener­gie­trä­ger sorg­ten für Ver­schie­bun­gen im Ener­gie­mix. Erst­mals konn­te das Erd­gas mit einem Anteil von 30,6 Pro­zent die Füh­rungs­po­si­ti­on über­neh­men, das Mine­ral­öl fiel mit 28,6 Pro­zent auf Platz zwei. Die Antei­le der Koh­len am Gesamt­ver­brauch erhöh­ten sich trotz kräf­ti­ger Ver­brauchs­zu­wäch­se gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum nur auf 8,2 Pro­zent bei der Stein­koh­le und auf 8,4 Pro­zent bei der Braun­koh­le. Die Erneu­er­ba­ren ver­lo­ren zwar, bele­gen mit einem Anteil von 16,8 Pro­zent den­noch Platz drei im natio­na­len Ener­gie­mix. Der Ersatz von rege­ne­ra­tiv erzeug­tem Strom durch Strom aus fos­si­len Ener­gie­quel­len führ­te im 1. Halb­jahr nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen zu einem Anstieg der CO₂-Emis­sio­nen um 6,3 Pro­zent.

Die AG Ener­gie­bi­lan­zen weist dar­auf hin, dass es durch den wei­te­ren Pan­de­mie­ver­lauf und sei­ne Aus­wir­kun­gen auf Wirt­schafts­tä­tig­keit und Mobi­li­tät sowie durch den nicht pro­gnos­ti­zier­ba­ren Wit­te­rungs­ver­lauf im wei­te­ren Jah­res­ver­lauf zu deut­li­chen Ver­schie­bun­gen bei Ver­brauch und Zusam­men­set­zung der Ener­gie­trä­ger kom­men kann.
AG Ener­gie­bi­lan­zen

Pandemie und Wetter verändern Energiebilanz

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im 1. Halbjahr 2021
in Deutschland — Veränderungen in Prozent
Gesamt 6.191 PJ oder 211,2 Mio. t SKE

Berlin/Bergheim — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie liegt in Deutsch­land nach Ablauf der ers­ten sechs Mona­te deut­lich im Plus. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen erhöh­te sich der Ver­brauch im 1. Halb­jahr 2021 um 4,3 Pro­zent gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum. Der Ver­brauch erreich­te eine Höhe von 6.191 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 211,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Die durch den Pan­de­mie­ver­lauf und die Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se ver­än­der­ten Bei­trä­ge der ein­zel­nen Ener­gie­trä­ger sorg­ten für Ver­schie­bun­gen im Ener­gie­mix.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

Reinhardtstr. 32
10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

www.ag-energiebilanzen.de