Energieverbrauch sinkt 2022 um 2,7 Prozent

Energieverbrauch sinkt 2022 um 2,7 Prozent

Hohe Preise fördern Einsparungen/Deutlicher Rückgang bei Erdgasverbrauch

Ber­lin (02.11.2022)- Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land wird 2022 vor­aus­sicht­lich um 2,7 Pro­zent unter dem Niveau des Vor­jah­res lie­gen. Zu die­ser Ein­schät­zung kommt die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) auf Grund­la­ge der aktu­el­len Daten zum Ener­gie­ver­brauch der ers­ten neun Mona­te des lau­fen­den Jah­res. Die AG Ener­gie­bi­lan­zen rech­net für 2022 mit einem Gesamt­ver­brauch von 12.040 Peta­joule (PJ) oder 410,9 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE).

Posi­ti­ve Effek­te auf den Ener­gie­ver­brauch gin­gen im zu Ende gehen­den Jahr von der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung aus. Obwohl das Brut­to­in­lands­pro­dukt im drit­ten Quar­tal nur noch leicht zunahm und im vier­ten Quar­tal 2022 vor­aus­sicht­lich schrumpft, ist für die ers­ten neun Mona­te ins­ge­samt noch mit einem Plus von 1,9 Pro­zent und für das Gesamt­jahr mit einem deut­lich gerin­ge­ren Wachs­tum zu rech­nen. Ver­brauchs­stei­gernd wirk­te auch die Zunah­me der Bevöl­ke­rung um etwa 900.000 Men­schen (plus 1,1 Pro­zent). Die dras­tisch gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se führ­ten dage­gen sowohl zu kurz­fris­ti­gen, ver­hal­tens­be­ding­ten Ein­spa­run­gen sowie zu mit­tel- bis lang­fris­ti­gen Inves­ti­tio­nen in die Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Einen ver­brauchs­sen­ken­den Effekt hat­te zudem die im Ver­gleich zum Vor­jahr sowie gegen­über dem lang­jäh­ri­gen Durch­schnitt mil­de­re Wit­te­rung.

Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen lag der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res wie der Jah­res­wert um 2,7 Pro­zent unter der Vor­jah­res­pe­ri­ode. Ins­ge­samt erreich­te die Ener­gie­nach­fra­ge bis Ende Sep­tem­ber 2022 ein Niveau von 8.565 PJ bezie­hungs­wei­se 292,2 Mio. t. SKE. Unter Aus­schal­tung des Wit­te­rungs­ein­flus­ses wäre der Pri­mär­ener­gie­ver­brauch in den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res um 2,2 Pro­zent gesun­ken, berei­nigt um den Ein­fluss der Wit­te­rung sowie von Lager­be­stands­be­we­gun­gen beträgt die Min­de­rung 1,6 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl erhöh­te sich in den ers­ten drei Quar­ta­len 2022 im Ver­gleich zum Vor­jah­res­zeit­raum um 5,2 Pro­zent auf 2.981 PJ (101,7 Mio. t SKE). Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um knapp 4 Pro­zent zunahm, ver­harr­te der Ver­brauch von Die­sel­kraft­stoff etwa auf dem Vor­jah­res­ni­veau (minus 0,2 Pro­zent). Der Ver­brauch von Flug­kraft­stoff stieg um 48,5 Pro­zent. Wesent­li­che Ursa­che für den Ver­brauchs­an­stieg ist die gestei­ger­te Nach­fra­ge bei der indi­vi­du­el­len Mobi­li­tät auf der Stra­ße und in der Luft durch Locke­run­gen der Coro­na-Maß­nah­men. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl nahm vor allem auf­grund höhe­rer Nach­fra­ge aus der Indus­trie um rund 13 Pro­zent zu. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie waren um knapp 4 Pro­zent höher.

Der Erd­gas­ver­brauch ging in den ers­ten drei Quar­ta­len 2022 um gut 12 Pro­zent auf 2.022 PJ (69,0 Mio. t SKE) zurück. Haupt­ur­sa­che die­ser Ent­wick­lung war neben der ver­gleichs­wei­se mil­den Wit­te­rung das hohe Preis­ni­veau für Erd­gas.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le nahm im Berichts­zeit­raum um knapp 12 Pro­zent auf 851 PJ (29,0 Mio. t. SKE) zu. Infol­ge einer spür­bar gestie­ge­nen Strom­erzeu­gung erhöh­te sich der Brenn­stoff­ein­satz in den Stein­koh­le­kraft­wer­ken um etwa 32 Pro­zent. Zum einen ver­bes­ser­te sich die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der Stein­koh­le­strom­erzeu­gung gegen­über Gas­kraft­wer­ken, außer­dem ersetz­te Strom aus Stein­koh­le auch Erzeu­gung aus Was­ser­kraft und Kern­ener­gie. Der Koh­le­be­darf der Stahl­in­dus­trie ver­min­der­te sich vor dem Hin­ter­grund einer rück­läu­fi­gen Eisen- und Stahl­pro­duk­ti­on um 4,7 Pro­zent.

In den ers­ten drei Quar­ta­len des Jah­res 2022 lag der Pri­mär­ener­gie­ver­brauch von Braun­koh­le mit 29,5 Mio. t SKE (865 Peta­joule) um 8 Pro­zent über dem Niveau des Vor­jah­res­zeit­rau­mes. Die Strom­erzeu­gung aus Braun­koh­le schaff­te damit einen Aus­gleich zu der in gerin­ge­rem Maße zur Ver­fü­gung ste­hen­den Strom­erzeu­gung auf Basis ande­rer Ener­gie­trä­ger.

Die Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie ging in den ers­ten drei Quar­ta­len 2022 ver­gli­chen mit dem Vor­jah­res­quar­tal um rund die Hälf­te zurück. Der star­ke Rück­gang ist auf die plan­mä­ßi­ge Abschal­tung der Blö­cke Grohn­de, Brok­dorf und Gund­rem­min­gen C zum 31.12.2021 zurück­zu­füh­ren.

In den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res wur­den 20,8 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den (Mrd. kWh) Strom mehr ins Aus­land expor­tiert als umge­kehrt nach Deutsch­land flos­sen. Nach­dem die Strom­ex­port­nei­gung Deutsch­lands seit 2017 kon­ti­nu­ier­lich zurück­ge­gan­gen war, kehr­te sich die­se Ent­wick­lung im lau­fen­den Jahr wie­der um.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien stieg in den ers­ten neun Mona­ten um 4,2 Pro­zent auf 1.479 PJ (50,5 Mio. t. SKE) an. Zu die­sem Ergeb­nis tru­gen vor allem die Strom­erzeu­gung aus Wind (plus 15 Pro­zent) sowie Son­ne (plus 23 Pro­zent) bei. Die Bio­mas­se blieb wit­te­rungs­be­dingt um rund 2 Pro­zent unter dem Vor­jah­res­wert. Auch die Strom­erzeu­gung aus Was­ser­kraft ver­rin­ger­te sich.

Die ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen nah­men in den ers­ten drei Quar­ta­len des Jah­res 2022 nach Schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen trotz des gesun­ke­nen Gesamt­ver­brauchs auf­grund von Sub­sti­tu­ti­ons­ef­fek­ten im Ener­gie­mix hin zu CO₂-inten­si­ve­ren Ener­gie­trä­gern um rund 2 Pro­zent gegen­über der Vor­pe­ri­ode zu. Für das Gesamt­jahr rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Anstieg der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen um gut ein Pro­zent.

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
von Januar bis September 2022

Veränderungen in Prozent — Gesamt 8.565 PJ oder 292,2 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te in den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res 2022 einen Rück­gang um 2,7 Pro­zent auf 8.565 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 292,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t. SKE) gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum. Der Rück­gang ist vor allem auf Ein­spa­run­gen infol­ge der gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se und der wär­me­ren Wit­te­rung zurück­zu­füh­ren.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verschiebungen im Energiemix
durch Witterung und Preisentwicklungen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
1.–3. Quartal 2022 – gesamt 8.565 PJ oder 292,2 Mio. t SKE

Ber­lin — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res zuguns­ten der fos­si­len Ener­gien ver­scho­ben. Ver­ant­wort­lich für die­se Ent­wick­lung sind vor allem preis- und wit­te­rungs­be­ding­te Ein­flüs­se.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

Reinhardtstr. 32
10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

www.ag-energiebilanzen.de