Private Haushalte fallen zurück/Langfristentwicklung hinter Zielvorstellungen
Berlin/Bergheim (18.10.2019) — In Deutschland hat sich die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz deutlich verbessert. 2018 verzeichnete die Entwicklung — bereinigt um Temperatur- und Lagerbestandseffekte — einen Sprung von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um Warenund Dienstleistungen im Wert von 1.000 Euro zu produzieren, wurden nach vorläufigenSchätzungen der AG Energiebilanzen in Deutschland nur noch 4,5 Gigajoule (GJ) Primärenergieeingesetzt. Das ist ein weltweit vorbildlicher Wert und entspricht einer Verbesserung von über 40Prozent gegenüber 1990.
Erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz hatten 2018Effizienzgewinne in der Stromerzeugung sowie in anderen Sektoren der Energieum- wandlung. ImBereich der Stromerzeugung sorgten moderne Kraftwerke mit hohen Wir- kungsgraden, derAusstieg aus der Kernenergie und der Ausbau der erneuerbaren Energien für deutliche Effizienzverbesserungen. Der Energieeinsatz je erzeugter Kilowattstunde Strom sank von 7,30Megajoule (MJ) auf 7,18 (MJ), wodurch sich die Effizienz in der Stromerzeugung um 1,6 Prozentverbesserte. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller Stromerzeugungsan- lagen überstieg 2018erstmals die Marke von 50 Prozent. Beim Stromverbrauch verbesserte sich die Effizienz um 2Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ursachen sind sinkende Anteile stromintensiverWirtschaftszweige, technische Verbesserungen bei Maschinen und Anlagen sowie beim Bestand langlebiger Konsumgüter. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch sank gegenüber dem Vorjahr um 0,8Prozent auf 7.174 kWh.
Die Energieeffizienz der privaten Haushalte verschlechterte sich 2018 bei Berücksichtigung der Witterungseffekte um 1,6 Prozent.Bezogen auf die Wohnfläche erhöhte sich der Brennstoffeinsatz für die Wärmeversorgung um 1,8 Prozent und der Stromverbrauchnahm um 0,8 Prozent zu. Im Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen (GHD) verbesserte sich die Energieeffizienz 2018 um 7,5Prozent, wobei die milde Witterung einen erheblichen Einfluss ausgeübt haben dürfte. In der Industrie hat sich die Energieeffizienzgegenüber 2017 um 0,6 Prozent verbessert.
Langfristige Entwicklungen bleiben hinter Zielvorstellungen zurück
Seit 1990 hat sich die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz in Deutschland um über 40 Prozentverbessert. Im Durchschnitt der zurückliegenden 28 Jahre beträgt der Effizienz- zuwachs jetzt 1,9Prozent pro Jahr. In der Stromerzeugung hat sich der Energieeinsatz seit 1990 von 9,8 Megajouleje Kilowattstunde (MJ/kWh) auf rund 7,2 MJ/kWh vermindert. Der durchschnittliche Wirkungsgrad aller Stromerzeugungsanlagen stieg seit 1990 in Deutschland von 36,6 Prozent auf aktuell mehrals 50 Prozent. Die Energieeffizienz bei den privaten Haushalten hat sich seit 1991 temperaturbereinigt um knapp 29 Prozent verbessert. Der langjährige Durchschnittswert von gut 1Prozent pro Jahr liegt jedoch deutlich hinter den Effizienzsteigerungen der anderenVerbrauchssektoren und weist auf ein noch vorhandenes Effizienzpotential in diesem Sektor hin. Der Sektor Gewerbe-Handel-Dienstleistungen konnte seit 1991 die Energieeffizienz imDurchschnitt um fast 2,5 Prozent pro Jahr verbessern. Im gesamten Sektor ist der Energieeinsatzseit 1991 je 1.000 Euro Wertschöpfung um beinahe die Hälfte gesunken. Im langjährigen Durchschnitt verzeichnet die Industrie bezogen auf den Ausgangswert des Jahres 1991Effizienzzuwächse von knapp 1,3 Prozent pro Jahr. Der Verkehrsbereich konnte im langjährigenJahresdurchschnitt Effizienzverbesserungen von etwa 1,5 Prozent pro Jahr verbuchen.
Für den bereinigten sektorübergreifenden Endenergieverbrauch (bezogen auf das reale Brut- toinlandsprodukt) ergibt sich für das Jahr 2018 eine Verbesserung der Energieintensität in Höhevon 1,9 Prozent. Für den Zeitraum 1990 bis 2018 ist für diesen Indikator eine Verbes- serung von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr zu beobachten. Diese Entwicklung liegt deutlich unter derZielvorstellung der Bundesregierung, die für den Zeitraum bis 2050 eine Verbesserung derEnergieproduktivität von 2,1 Prozent pro Jahr anstrebt.
Die AG Energiebilanzen berechnet regelmäßig aktuelle gesamtwirtschaftliche und sektorbe- zogene Statistiken zur Entwicklung derEnergieeffizienz in Deutschland. Die systematische Beobachtung der Energieeffizienz ist ein wichtiger Beitrag zum Monitoring derEnergiewende und erfolgt auf Grundlagen und Methoden, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erarbeitet wurden.
Download des gesamten Berichts: Effizienzindikatoren
Entwicklung der bereinigten gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz in Deutschland 1990 bis 2018
In Gigajoule pro 1.000 Euro Wirtschaftsleistung
Berlin/Bergheim — Um Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.000 Euro herzustellen, wurden 2018 in Deutschland — bereinigt umTemperatur- und Lagerbestandseffekte — 4,51 Gigajoule (GJ) Energie benötigt, 1990 betrug der Wert noch 7,68 Gigajoule. Die Entwicklung entspricht einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Energieeffizienz um mehr als 40 Prozent.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Entwicklung der Energieeffizienz in Deutschland
Jahresdurchschnittliche Verbesserung im Zeitraum 1991 — 2018
Indizes verschiedener Bezugsgrössen
Berlin/Bergheim — Der Einsatz von Energie in Deutschland wird immer effizienter. Im Zeitraum 1991 bis 2018 lag die bereinigte gesamtwirtschaftliche Effizienzverbesserung bei rund 1,8 Prozent pro Jahr. Die Beiträge der einzelnen Sektoren unterscheiden sich erheblich und weisen insbesondere im Bereich der privaten Haushalte auf noch bestehende Effizienzsteigerungspotentiale hin.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen