Nr. 05 | 2024

Energieverbrauch fällt 2024 auf neuen Tiefststand

Energieverbrauch fällt 2024 auf neuen Tiefststand

Erste Jahresprognose der AG Energiebilanzen / Energiemix ohne Kernkraft

Ber­lin (29.10.2024) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land wird 2024 vor­aus­sicht­lich auf ein neu­es Rekord­tief fal­len. Die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) rech­net mit einem Rück­gang des Ver­brauchs um etwa 1,7 Pro­zent auf 10.453 Peta­joule (PJ) oder 356,7 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem Vor­jahr. Damit läge der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land aktu­ell um knapp 30 Pro­zent unter dem bis­he­ri­gen Höchst­stand des Jah­res 1990, als 14.905 PJ erreicht wur­den. Die von der AG Ener­gie­bi­lan­zen erstell­te Jah­res­pro­gno­se basiert auf den vor­lie­gen­den Daten des lau­fen­den Jah­res und zeich­net sich für gewöhn­lich durch eine hohe Genau­ig­keit aus.

Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land wird sowohl von ver­brauchs­stei­gern­den Fak­to­ren wie auch von ver­brauchs­sen­ken­den Ent­wick­lun­gen bestimmt. Einen wesent­li­chen Anteil am Rück­gang des Ener­gie­ver­brauchs in die­sem Jahr hat die sta­gnie­ren­de Kon­junk­tur. Deut­li­che Rück­gän­ge der Pro­duk­ti­on im pro­du­zie­ren­den und ver­ar­bei­ten­den Gewer­be konn­ten durch den zuletzt wie­der anstei­gen­den Ener­gie­be­darf in den beson­ders ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trie­zwei­gen nicht aus­ge­gli­chen wer­den.

Ein­spa­run­gen beim Ver­brauch von Pri­mär­ener­gien erge­ben sich auch durch sta­tis­ti­sche Effek­te im Zuge des Aus­stiegs aus der Kern­ener­gie und der Ver­drän­gung von fos­si­len Ener­gien durch Erneu­er­ba­re in der Strom­erzeu­gung, da bei der Nut­zung erneu­er­ba­rer Ener­gien kei­ne Umwand­lungs­ver­lus­te in Anrech­nung gebracht wer­den.

Ver­brauchs­stei­gern­de Effek­te auf den Ener­gie­ver­brauch gin­gen 2024 von der wei­ter zuneh-men­den Bevöl­ke­rung sowie einer wei­te­ren Abnah­me des Ener­gie­preis­ni­veaus aus. Eine Zunah­me des Ener­gie­ver­brauchs war auch mit dem dies­jäh­ri­gen Schalt­tag ver­bun­den. Ins­ge­samt haben die ver­brauchs­re­du­zie­ren­den Ein­flüs­se die ver­brauchs­stei­gern­den Effek­te deut­lich über­stie­gen, sodass sich der Ener­gie­ver­brauch ins­ge­samt wei­ter ver­rin­ger­te.

Die Ent­wick­lung in den ers­ten drei Quar­ta­len
Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land ist bereits in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res im Ver­gleich zum Vor­jah­res­zeit­raum wei­ter gesun­ken. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) erreich­te der inlän­di­sche Pri­mär­ener­gie­ver­brauch in den ers­ten drei Quar­ta­len eine Höhe von 7.538 PJ bezie­hungs­wei­se 257,2 Mio. t SKE. Das waren 2,6 Pro­zent weni­ger als im sel­ben Zeit­raum des Vor­jah­res. Zuwäch­sen beim Erd­gas und den Erneu­er­ba­ren stan­den Rück­gän­ge bei Koh­len und Mine­ral­öl gegen­über. Damit kam es zu einer über­pro­por­tio­na­len Reduk­ti­on der Koh­len­stoff­in­ten­si­tät in der inlän­di­schen Ener­gie­ver­sor­gung.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res um 2 Pro­zent. Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 2 Pro­zent zunahm, kam es beim Die­sel­kraft­stoff zu einem Rück­gang um fast 4 Pro­zent. Der Absatz von Flug­kraft­stoff ver­rin­ger­te sich um etwa 13 Pro­zent. Die Lie­fe­rung von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­te sich dage­gen um rund 9 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl lag um knapp 6 Pro­zent unter dem Ergeb­nis des Vor­jah­res­zeit­raums.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­zeich­ne­te in den ers­ten drei Quar­ta­len des lau­fen­den Jah­res ein Plus von 3,1 Pro­zent. Aller­dings liegt die Nach­fra­ge immer noch um fast zehn Pro­zent unter dem Durch­schnitts­wert des Ver­gleichs­zeit­raums der zurück­lie­gen­den zehn Jah­re. Für den aktu­el­len Zuwachs könn­te nach Ansicht der AG Ener­gie­bi­lan­zen vor allem die im Lau­fe des Jah­res wie­der ver­bes­ser­te Wett­be­werbs­si­tua­ti­on des Ener­gie­trä­gers in den ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trie­zwei­gen ver­ant­wort­lich sein. In der Strom­erzeu­gung nahm der Erd­gas­ein­satz um knapp ein Pro­zent ab, bei der Fern­wär­me­ver­sor­gung kam es zu einem Plus von fast 3 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Stein­koh­le nahm in den ers­ten neun Mona­ten ins­ge­samt um 15,2 Pro­zent ab. Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken zur Strom­erzeu­gung ver­zeich­ne­te infol­ge einer ins­ge­samt gesun­ke­nen Strom­erzeu­gung, einer gestie­ge­nen Strom­pro­duk­ti­on aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie erhöh­ten Strom­be­zü­gen aus den Nach­bar­län­dern ein Minus von 39 Pro­zent. Der Absatz an die Eisen- und Stahl­in­dus­trie erhöh­te sich auf­grund der gestie­ge­nen Roh­ei­sen­pro­duk­ti­on um 2,7 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le ver­zeich­ne­te eine Abnah­me um 14,5 Pro­zent. Der Rück­gang bei der Pro­duk­ti­on ent­sprach weit­ge­hend der Ent­wick­lung der Lie­fe­run­gen an die Kraft- wer­ke der öffent­li­chen Ver­sor­gung. In die­ser Ent­wick­lung spie­geln sich die stei­gen­de Pro­duk­ti­on von Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie die Ver­rin­ge­rung der Braun­koh­le-Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten im Zuge des fort­schrei­ten­den Koh­le­aus­stiegs wider.

In den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res 2024 wur­den 19,6 Mrd. kWh (70,6 PJ) mehr Strom aus dem Aus­land bezo­gen als umge­kehrt aus Deutsch­land ins Aus­land flos­sen. Der aktu­el­le Import­über­schuss ist ein Zei­chen für einen funk­tio­nie­ren­den euro­päi­schen Bin­nen­markt. Höhe­re Strom­im­por­te bedeu­ten weder eine Abhän­gig­keit vom euro­päi­schen Aus­land, noch wei­sen sie auf inlän­di­sche Knapp­hei­ten hin.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien lag in den ers­ten drei Quar­ta­len 2024 ins­ge­samt um 2,6 Pro­zent höher als im Vor­jah­res­zeit­raum. Die­se Ent­wick­lung beruht ins­be­son­de­re auf einer Zunah­me der Strom­pro­duk­ti­on aus Was­ser­kraft, Pho­to­vol­ta­ik sowie der Wind­ener­gie. Ins­ge­samt stieg der Ein­satz von erneu­er­ba­ren Ener­gien zur Strom­erzeu­gung um 7,4 Pro­zent. Bedingt durch die wär­me­re Wit­te­rung ver­rin­ger­te sich der Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien in der Wär­me­er­zeu­gung um etwa 5 Pro­zent.

Die deut­lich erkenn­ba­ren Ver­än­de­run­gen in der Struk­tur des Ener­gie­ver­brauchs, ins- beson­de­re der wei­te­re Rück­gang des Ver­brauchs von Koh­len, haben nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen nach Ablauf von drei Quar­ta­len zu einer Ein­spa­rung der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen von knapp 20 Mil­lio­nen Ton­nen (Mio. t) geführt, das ent­spricht einer Reduk­ti­on um 4,5 Pro­zent gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum. Für das Gesamt­jahr rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Rück­gang um 3,3 Pro­zent.

Einsatz von Kohle geht weiter zurück

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs von Januar bis September 2024
Veränderungen in Prozent — Gesamt 7.538 PJ oder 257,2 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te in den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res 2024 einen Rück­gang um 2,6 Pro­zent auf 7.538 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 257,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über den ers­ten neun Mona­ten des Vor­jah­res. Der Rück­gang betraf vor allem Stein- und Braun­koh­le und ist in ers­ter Linie auf Min­der­ein­sät­ze in der Strom­erzeu­gung zurück­zu­füh­ren.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Weitere Verschiebungen im Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
1.–3. Quartal 2024 – gesamt 7.538 PJ oder 257,2 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)

Ber­lin — Erd­gas, Mine­ral­öl und erneu­er­ba­re Ener­gien konn­ten ihre Antei­le im natio­na­len Ener­gie­mix in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res aus­wei­ten. Stein- und Braun­koh­le ver­lo­ren dage­gen wei­ter an Bedeu­tung. Die Kern­ener­gie ist nicht mehr im Ener­gie­mix ver­tre­ten.
Der Anstieg bei den sons­ti­gen Ener­gie­trä­gern beruht auf erhöh­ten Strom­im­por­ten.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

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10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

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