Erneuerbare decken ein Fünftel des Energieverbrauchs

Erneuerbare decken ein Fünftel des Energieverbrauchs

Gesamtverbrauch wiederum rückläufig/Jahresschätzung der AG Energiebilanzen

Ber­lin (18.12.2024) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land wird 2024 mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit auf einen neu­en Tiefst­stand fal­len. Die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) geht von einem Rück­gang des Ver­brauchs um etwa 1,3 Pro­zent auf 10.478 Peta­joule (PJ) oder 357,5 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem Vor­jahr aus. Damit läge der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land um knapp 30 Pro­zent unter dem bis­he­ri­gen Höchst­stand des Jah­res 1990, als 14.905 PJ erreicht wur­den und auf einem Niveau, das zu Beginn der 1970er-Jah­re in den alten Bun­des­län­dern erreicht wor­den war.

Die gegen­über dem Vor­jahr wär­me­re Wit­te­rung ver­min­der­te den Ver­brauch im raum­wär­me-abhän­gi­gen Teil des Ener­gie­ver­brauchs. Aller­dings war es in den heiz­in­ten­si­ven Mona­ten Janu­ar, Okto­ber und Novem­ber küh­ler als im Vor­jahr, so dass im letz­ten Quar­tal des zu Ende gehen­den Jah­res vom Wit­te­rungs­ver­lauf ein ver­brauchs­stei­gern­der Effekt aus­ge­gan­gen sein könn­te. Ohne den ver­brauchs­sen­ken­den Ein­fluss der gegen­über dem Vor­jahr ins­ge­samt wär­me­ren Wit­te­rung wäre der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen nur um etwa 1 Pro­zent gesun­ken. Wegen der nach wie vor aus­blei­ben­den kon­junk­tu­rel­len Erho­lung gin­gen von der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung kei­ne wesent­li­chen ver­brauchs­stei­gern­den Effek­te auf den Ener­gie­ver­brauch aus. Für Ver­brauchs­zu­wäch­se sorg­ten dage­gen nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen das anhal­ten­de Bevöl­ke­rungs­wachs­tum sowie sin­ken­de Ener­gie­prei­se.

Außer­dem füh­ren sta­tis­ti­sche Son­der­ef­fek­te als Fol­ge des Aus­stiegs aus der Kern­ener­gie und des schritt­wei­sen Ersat­zes fos­si­ler Ener­gien in der Strom­erzeu­gung durch erneu­er­ba­re zu zusätz­li­chen Pri­mär­ener­gie­ein­spa­run­gen, erklär­te die AG Ener­gie­bi­lan­zen.

Beim Mine­ral­öl über­wie­gen Absatz­ver­lus­te

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich 2024 ins­ge­samt leicht um 0,8 Pro­zent auf 3.830 PJ (130,7 Mio. t SKE). Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 2,6 Pro­zent zunahm, kam es beim Die­sel­kraft­stoff zu einem Rück­gang um 4,4 Pro­zent. Der Absatz von Flug­kraft­stoff ver­rin­ger­te sich um 13,4 Pro­zent. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich dage­gen um 13,7 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl lag mit minus 0,3 Pro­zent leicht unter dem Ergeb­nis des Vor­jah­res.

Erd­gas beweist sich als wett­be­werbs­fä­hig

Der Erd­gas­ver­brauch ver­zeich­ne­te 2024 ein Plus von gut 3 Pro­zent und stieg auf 2.712 PJ (92,5 Mio. t SKE). Der Nach­fra­ge­an­stieg ist vor allem auf das gesun­ke­ne Preis­ni­veau zurück­zu­füh­ren, auch wenn die Prei­se im Groß­han­del immer noch deut­lich über dem Niveau von vor der Ener­gie­kri­se lie­gen. Ins­be­son­de­re ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trie­zwei­ge erhöh­ten 2024 ihren Erd­gas­ein­satz. Aber auch Haus­hal­te sowie Ver­brau­cher im Sek­tor Gewer­be, Han­del und Dienst­leis­tun­gen ver­brauch­ten etwas mehr Erd­gas. Die Strom­erzeu­gung aus Erd­gas lag mit 1 Pro­zent im Plus, die Fern­wär­me­er­zeu­gung aus Erd­gas stieg um drei Pro­zent.

Koh­le­ein­satz in Kraft­wer­ken sinkt deut­lich

Der Ver­brauch von Stein­koh­le ging 2024 ins­ge­samt um 12,5 Pro­zent auf 753 PJ (25,7 Mio. t SKE) zurück. Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken zur Strom­erzeu­gung ver­zeich­ne­te infol­ge einer ins­ge­samt gesun­ke­nen Strom­erzeu­gung, einer gestie­ge­nen Strom­pro­duk­ti­on aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie erhöh­ten Strom­be­zü­gen aus den Nach­bar­län­dern ein Minus von gut einem Drit­tel. Der Absatz an die Eisen- und Stahl­in­dus­trie erhöh­te sich auf­grund der gestie­ge­nen inlän­di­schen Roh­ei­sen­pro­duk­ti­on dage­gen um knapp 4 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le ver­zeich­ne­te 2024 eine Abnah­me um 10,6 Pro­zent auf 800 PJ (27,3 Mio. t SKE). Der Rück­gang bei der Pro­duk­ti­on ent­sprach weit­ge­hend der Ent­wick­lung der Lie­fe­run­gen an die Kraft­wer­ke der öffent­li­chen Ver­sor­gung. In die­ser Ent­wick­lung spie­geln sich die stei­gen­de Pro­duk­ti­on von Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie die Ver­rin­ge­rung der Braun­koh­le-Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten im Zuge des fort­schrei­ten­den Koh­le­aus­stiegs wider.

2024 wur­den 23,5 Mrd. kWh (84 PJ) mehr Strom aus dem Aus­land bezo­gen als umge­kehrt aus Deutsch­land ins Aus­land flos­sen. Damit war Deutsch­land erneut Net­to-Impor­teur von Strom. Die Expor­te san­ken um 9 Pro­zent, die Impor­te erhöh­ten sich um 15 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der aktu­el­le Import­über­schuss ist ein Zei­chen für einen funk­tio­nie­ren­den euro­päi­schen Bin­nen­markt. Höhe­re Strom­im­por­te bedeu­ten weder eine Abhän­gig­keit vom euro­päi­schen Aus­land, noch wei­sen sie auf inlän­di­sche Knapp­hei­ten hin.

Zuwäch­se bei den Erneu­er­ba­ren durch Was­ser und Son­ne

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien erhöh­te sich 2024 ins­ge­samt um 1,6 Pro­zent auf 2.096 PJ (71,5 Mio. t SKE). Die­se Ent­wick­lung beruht ins­be­son­de­re auf einer Zunah­me der Strom­pro­duk­ti­on aus Was­ser­kraft und Pho­to­vol­ta­ik, wäh­rend die Wind­strom­erzeu­gung wet­ter­be­dingt auf Vor­jah­res­ni­veau ver­harr­te. Ins­ge­samt stieg der Bei­trag erneu­er­ba­rer Ener­gien zur Strom­erzeu­gung um 4 Pro­zent. Bedingt durch die wär­me­re Wit­te­rung ver­rin­ger­te sich der Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien in der Wär­me­er­zeu­gung dage­gen um etwa 2 Pro­zent.

Ener­gie­mix ohne Kern­ener­gie und mit gerin­ge­ren Koh­le-Antei­len

Im natio­na­len Ener­gie­trä­ger­mix domi­nier­ten auch 2024 die Ener­gie­trä­ger Mine­ral­öl (36,6 Pro­zent) und Erd­gas (25,9 Pro­zent) Mit einem Anteil von 20 Pro­zent haben die Erneu­er­ba­ren ihre drit­te Posi­ti­on gefes­tigt. Stein- und Braun­koh­le decken jeweils nur noch etwa 7 Pro­zent des inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Deutsch­land ist seit März 2024 Net­to-Impor­teur von Strom. Der sal­dier­te Strom­aus­tausch mit dem Nach­bar­län­dern deckt knapp ein Pro­zent des inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Sons­ti­ge Ener­gie­trä­ger, vor allem nicht­bio­ge­ne Abfäl­le, machen knapp 2 Pro­zent des Ener­gie­ver­brauchs aus. Kern­ener­gie leis­tet seit April 2023 kei­nen Bei­trag zur deut­schen Ener­gie­ver­sor­gung mehr.

CO₂-Emis­sio­nen sin­ken erneut

Die Ver­än­de­run­gen in der Struk­tur des Ener­gie­ver­brauchs, ins­be­son­de­re der wei­te­re Rück­gang des Ver­brauchs von Koh­len, haben nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen 2024 zu einer Ein­spa­rung der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in Höhe von min­des­tens 17 Mil­lio­nen Ton­nen (Mio. t) geführt, das ent­spricht einer Reduk­ti­on um mehr als 3 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr.

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im Jahr 2023

Veränderungen in Prozent — Gesamt 10.791 PJ oder 368,2 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Primärenergie erreich­te 2023 in Deutsch­land eine Gesamthöhe von 10.791 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 368,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das waren 7,9 Pro­zent weni­ger als im Vor­jahr. Der Rückgang ist vor allem auf die schwa­che wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung, hohe Ener­gie­prei­se und die gegenüber dem Vor­jahr etwas wärmere Wit­te­rung zurückzuführen.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Ein Fünftel des Energieverbrauchs stammt
aus erneuerbaren Quellen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2024
gesamt 10.478 PJ oder 357,5 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahr in Klammern)

Ber­lin — Die Ener­gie­trä­ger Erd­gas, Mine­ral­öl sowie die Erneu­er­ba­ren konn­ten ihre Antei­le im natio­na­len Ener­gie­mix 2024 jeweils leicht aus­wei­ten. Stein- und Braun­koh­le ver­lo­ren dage­gen wei­ter an Bedeu­tung. Die Kern­ener­gie ist nicht mehr im Ener­gie­mix ver­tre­ten. Der Anstieg bei den sons­ti­gen Ener­gie­trä­gern beruht auf erhöh­ten Strom­im­por­ten.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
in Deutschland 2000–2024

in Petajoule (PJ)

Ber­lin — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te im Jahr 2024 nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 10.478 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 357,5 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Ver­brauch lag damit um 1,3 Pro­zent unter dem Wert von 2023.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

Reinhardtstr. 32
10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

www.ag-energiebilanzen.de