Verbrauchsrückgang hat sich verlangsamt

Verbrauchsrückgang hat sich verlangsamt

Erste vollständige Schätzbilanz 2024 liegt vor / Prognose zuverlässig

Ber­lin (18.03.2025) — Der Rück­gang des Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land hat sich ver­lang­samt. 2024 sank der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gien um 1,1 Pro­zent auf 10.538 Peta­joule (PJ) oder 359,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem Vor­jahr. 2023 lag der Rück­gang noch bei knapp 8 Pro­zent. Wie die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) jetzt errech­ne­te, liegt der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land aktu­ell um knapp 30 Pro­zent unter dem bis­he­ri­gen Höchst­stand des Jah­res 1990, als 14.905 PJ erreicht wur­den, und damit auf einem Niveau, das zu Beginn der 1970er-Jah­re in den alten Bun­des­län­dern erreicht wor­den war.

Die gegen­über dem Vor­jahr wär­me­re Wit­te­rung ver­min­der­te den Ver­brauch im raum­wär­me-abhän­gi­gen Teil des Ener­gie­ver­brauchs. Wegen der nach wie vor aus­blei­ben­den kon­junk­tu­rel­len Erho­lung gin­gen von der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung kei­ne wesent­li­chen ver­brauchs­stei­gern­den Effek­te auf den Ener­gie­ver­brauch aus. Für Ver­brauchs­zu­wäch­se sorg­ten dage­gen nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen das anhal­ten­de Bevöl­ke­rungs­wachs­tum sowie sin­ken­de Ener­gie­prei­se. Außer­dem füh­ren sta­tis­ti­sche Son­der­ef­fek­te als Fol­ge des Aus­stiegs aus der Kern­ener­gie und des schritt­wei­sen Ersat­zes fos­si­ler Ener­gien in der Strom­erzeu­gung durch erneu­er­ba­re zu zusätz­li­chen Pri­mär­ener­gie­ein­spa­run­gen.

Beim Mine­ral­öl über­wie­gen Absatz­ver­lus­te
Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich 2024 ins­ge­samt leicht um 0,9 Pro­zent auf 3.843 PJ (131,1 Mio. t SKE). Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 2,4 Pro­zent zunahm, kam es beim Die­sel­kraft­stoff zu einem Rück­gang um 2,2 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl lag mit minus 4,7 Pro­zent eben­falls unter dem Ergeb­nis des Vor­jah­res. Der Absatz von Flug­kraft­stoff ver­blieb auf Vor­jah­res­ni­veau. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich dage­gen um 13 Pro­zent.

Erd­gas beweist sich als wett­be­werbs­fä­hig
Der Erd­gas­ver­brauch ver­zeich­ne­te 2024 ein Plus von 4 Pro­zent und stieg auf 2.724 PJ (93,0 Mio. t SKE). Der Nach­fra­ge­an­stieg ist vor allem auf das gesun­ke­ne Preis­ni­veau zurück­zu­füh­ren, auch wenn die Prei­se im Groß­han­del immer noch deut­lich über dem Niveau von vor der Ener­gie­kri­se lie­gen. Ins­be­son­de­re ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trie­zwei­ge erhöh­ten 2024 ihren Erd­gas­ein­satz. Haus­hal­te sowie Ver­brau­cher im Sek­tor Gewer­be, Han­del und Dienst­leis­tun­gen ver­brauch­ten etwas weni­ger Erd­gas. Die Strom­erzeu­gung aus Erd­gas lag mit rund 3 Pro­zent im Plus, die Fern­wär­me­er­zeu­gung aus Erd­gas ver­harr­te auf dem Niveau des Vor­jah­res.

Koh­le­ein­satz in Kraft­wer­ken sinkt deut­lich
Der Ver­brauch von Stein­koh­le ging 2024 ins­ge­samt um 10 Pro­zent auf 774 PJ (26,4 Mio. t SKE) zurück. Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken zur Strom­erzeu­gung ver­zeich­ne­te infol­ge einer ins­ge­samt gesun­ke­nen Strom­erzeu­gung, einer gestie­ge­nen Strom­pro­duk­ti­on aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie erhöh­ten Strom­be­zü­gen aus den Nach­bar­län­dern ein Minus von rund 30 Pro­zent. Der Absatz an die Eisen- und Stahl­in­dus­trie erhöh­te sich auf­grund der gestie­ge­nen inlän­di­schen Roh­ei­sen­pro­duk­ti­on dage­gen um etwa 7 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le ver­zeich­ne­te 2024 eine Abnah­me um 10,2 Pro­zent auf 803 PJ (27,4 Mio. t SKE). Der Rück­gang bei der Pro­duk­ti­on ent­sprach weit­ge­hend der Ent­wick­lung der Lie­fe­run­gen an die Kraft­wer­ke der öffent­li­chen Ver­sor­gung. In die­ser Ent­wick­lung spie­geln sich die stei­gen­de Pro­duk­ti­on von Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie die Ver­rin­ge­rung der Braun­koh­le-Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten im Zuge des fort­schrei­ten­den Koh­le­aus­stiegs wider.

Mehr Strom aus dem Aus­land
2024 wur­den 24 Mrd. kWh (88 PJ) mehr Strom aus dem Aus­land bezo­gen als umge­kehrt aus Deutsch­land ins Aus­land flos­sen. Damit war Deutsch­land erneut Net­to-Impor­teur von Strom. Die Expor­te san­ken um 8 Pro­zent, die Impor­te erhöh­ten sich um 16 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der aktu­el­le Import­über­schuss ist ein Zei­chen für einen funk­tio­nie­ren­den euro­päi­schen Bin­nen­markt. Höhe­re Strom­im­por­te bedeu­ten weder eine Abhän­gig­keit vom euro­päi­schen Aus­land, noch wei­sen sie auf inlän­di­sche Knapp­hei­ten hin.

Zuwäch­se bei den Erneu­er­ba­ren durch Was­ser und Son­ne
Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien erhöh­te sich 2024 ins­ge­samt um 1,1 Pro­zent auf 2.103 PJ (71,8 Mio. t SKE). Die­se Ent­wick­lung beruht ins­be­son­de­re auf einer Zunah­me der Strom­pro­duk­ti­on aus Was­ser­kraft und Pho­to­vol­ta­ik, wäh­rend die Wind­strom­erzeu­gung wet­ter­be­dingt um rund 2 Pro­zent zurück­ging. Ins­ge­samt stieg der Bei­trag erneu­er­ba­rer Ener­gien zur Strom­erzeu­gung um 2 Pro­zent. Bedingt durch die wär­me­re Wit­te­rung ver­rin­ger­te sich der Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien in der Wär­me­er­zeu­gung dage­gen um etwa 1 Pro­zent.

Ener­gie­mix ohne Kern­ener­gie und mit gerin­ge­ren Koh­le-Antei­len
Im natio­na­len Ener­gie­trä­ger­mix domi­nier­ten auch 2024 die Ener­gie­trä­ger Mine­ral­öl (36,5 Pro­zent) und Erd­gas (25,9 Pro­zent) Mit einem Anteil von 20 Pro­zent haben die Erneu­er­ba­ren ihre drit­te Posi­ti­on gefes­tigt. Stein- und Braun­koh­le decken jeweils nur noch gut 7 Pro­zent des inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Deutsch­land ist seit März 2024 Net­to-Impor­teur von Strom. Der sal­dier­te Strom­aus­tausch mit dem Nach­bar­län­dern deckt knapp ein Pro­zent des inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Sons­ti­ge Ener­gie­trä­ger, vor allem nicht­bio­ge­ne Abfäl­le, machen knapp 2 Pro­zent des Ener­gie­ver­brauchs aus. Kern­ener­gie leis­tet seit April 2023 kei­nen Bei­trag zur deut­schen Ener­gie­ver­sor­gung mehr.

CO₂-Emis­sio­nen gesun­ken
Die kürz­lich durch das Umwelt­bun­des­amt vor­ge­leg­ten Berech­nun­gen zur Ent­wick­lung der natio­na­len Treib­haus­gas­emis­sio­nen ein­schließ­lich CO₂-Emis­sio­nen beru­hen auf der von der AG Ener­gie­bi­lan­zen erar­bei­te­ten Schätz­bi­lanz 2024. Danach sind die CO₂-Emis­sio­nen 2024 in Deutsch­land um 21 Mil­lio­nen Ton­nen (Mio. t) gesun­ken.

Ers­te voll­stän­di­ge Schätz­bi­lanz 2024 liegt vor
Die von der AG Ener­gie­bi­lan­zen jetzt vor­ge­leg­te Schätz­bi­lanz umfasst die aktu­el­len Zah­len zu Gewin­nung, Ein­fuhr und Ver­brauch an fos­si­len und erneu­er­ba­ren Pri­mär­ener­gien sowie den End­ener­gie­ver­brauch nach Bran­chen und Ein­satz­be­rei­chen.

Nur Erneuerbare und Erdgas liegen im Plus

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2024
Veränderungen in Prozent — Gesamt 10.538 PJ oder 359,6 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie in Deutsch­land ver­zeich­ne­te 2024 einen Rück­gang um 1,1 Pro­zent auf 10.538 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 359,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem Vor­jahr. Der Rück­gang betraf vor allem Stein- und Braun­koh­le und ist in ers­ter Linie auf Min­der­ein­sät­ze der bei­den Ener­gie­trä­ger in der Strom­erzeu­gung zurück­zu­füh­ren. Das Erd­gas sowie die Erneu­er­ba­ren ver­zeich­ne­ten dage­gen leich­te Zuwäch­se.

Ein Fünftel des Energieverbrauchs stammt
aus erneuerbaren Quellen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2024
gesamt 10.538 PJ oder 359,6 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahr in Klammern)

Ber­lin — Die Ener­gie­trä­ger Erd­gas, Mine­ral­öl sowie die Erneu­er­ba­ren konn­ten ihre Antei­le im natio­na­len Ener­gie­mix 2024 jeweils leicht aus­wei­ten. Stein- und Braun­koh­le ver­lo­ren dage­gen wei­ter an Bedeu­tung. Die Kern­ener­gie ist nicht mehr im Ener­gie­mix ver­tre­ten. Der Anstieg bei den sons­ti­gen Ener­gie­trä­gern beruht auf erhöh­ten Strom­im­por­ten.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2000–2024

in Petajoule (PJ)

Ber­lin — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te im Jahr 2024 nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 10.538 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 359,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Ver­brauch lag damit um 1,1 Pro­zent unter dem Wert von 2023.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

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