Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen legt Bericht zum Energieverbrauch 2018 vor

Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen legt Bericht zum Energieverbrauch 2018 vor

Energieeffizienz gestiegen / CO₂-Ausstoß deutlich gesunken

Berlin/Bergheim (27.03.2019) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land ist 2018 auf den nied­rigs­ten­Stand seit Anfang der 1970er Jah­re gefal­len. Mit einer Gesamt­hö­he von 12.963 Peta­joule (PJ)oder 442,3 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) lag der Ver­brauch zudem um 3,5Prozent nied­ri­ger als im Vor­jahr. Ver­ant­wort­lich für die­se Ent­wick­lung sind, wie die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) in ihrem jetzt ver­öf­fent­lich­ten Jah­res­be­richt 2018 aus­führt, die deut­lich gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se, die mil­de­re Wit­te­rung sowie ein star­ker Anstieg der Ener­gie­pro­duk­ti­vi­tät. Die ver­brauchs­stei­gern­den Fak­to­ren Wirt­schafts­ent­wick­lung und Bevöl­ke­rungs­zu­wachs tra­ten dage­gen in den Hin­ter­grund. Ohne den­ver­brauchs­min­dern­den Ein­fluss der mil­den Wit­te­rung wäre der Ener­gie­ver­brauch nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen um 2,4 Pro­zent gesun­ken.

Zu den Über­ra­schun­gen der Ver­brauchs­ent­wick­lung im ver­gan­ge­nen Jahr zählt der sprung­haf­te Anstieg der gesamt­wirt­schaft­li­chen Ener­gie­pro­duk­ti­vi­tät um 5,2 Pro­zent (Tem­pe­ra­tur­be­rei­nigt: plus 4,0 Pro­zent). Die­se Kenn­grö­ße für den effi­zi­en­ten Umgang mit Ener­gie berech­net sich aus dem Ener­gie­auf­wand je Ein­heit Wirt­schafts­leis­tung. Der lang­jäh­ri­ge Durch­schnitts­wert die­ser Kenn­grö­ße liegt bei etwa 2 Pro­zent.

Die Ver­brauchs­ent­wick­lung aber auch struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen beim Ener­gie­mix hat­ten zur Fol­ge, dass sich die­en­er­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in Deutsch­land 2018 um rund 34 Mil­lio­nen Ton­nen (Mio. t) ver­min­der­ten. Das­ent­spricht einem Rück­gang um 4,8 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Auch unter Berück­sich­ti­gung des Tem­pe­ra­tur­ef­fekts ist die Min­de­rung mit knapp 4 Pro­zent bezie­hungs­wei­se rund 27 Mio. t noch deut­lich.

Konventionelle Energieträger im Minus

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich 2018 in Deutsch­land ins­ge­samt um 5,0 Pro­zent auf 4.443 PJ (151,6 Mio. t SKE).Mit Aus­nah­me der Flug­kraft­stof­fe ver­zeich­ne­ten alle Mine­ral­öl­pro­duk­te einen Rück­gang: Der Ver­brauch von Die­sel­kraft­stoff sank um 3,1 Pro­zent, bei den Otto­kraft­stof­fen gab es ein Minus von 1,4 Pozent. Mit 16 Pro­zent war der Absatz­rück­gag beim leich­ten­Heiz­öl beson­ders stark, aller­dings gibt es Hin­wei­se dar­auf, dass die Ver­brau­cher ange­sichts hoher Prei­se zunächst ihre Vor­rä­te­auf­ge­braucht haben und der tat­säch­li­che Ver­brauch höher liegt als der Absatz des Han­dels. Bei den Flug­kraft­stof­fen ver­zeich­ne­te­der Ver­brauch ein Plus von 2,3 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch erreich­te 2018 eine Höhe von 3.071 PJ (104,8 Mio. t SKE) und lag damit um1,6 Pro­zent unter dem Vor­jahr. Haupt­grund für die­sen Rück­gang war der gerin­ge­re Erd­gas­ein­satz­für Wär­me­zwe­cke, da es um rund 7,5 Pro­zent wär­mer war als 2017 und um 12,3 Pro­zent mil­der alsim lang­jäh­ri­gen Durch­schnitt. Gegen Jah­res­en­de führ­te der Pro­duk­ti­ons­rück­gang in der che­mi­schen Indus­trie zu einer rück­läu­fi­gen Nach­fra­ge nach Erd­gas. Zudem wur­de 2018 weni­ge­r­Erd­gas zur Strom­erzeu­gung ein­ge­setzt.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le war erneut durch einen kräf­ti­gen Rück­gang geprägt. Der Ver­brauch­sank gegen­über 2017 um 11,2 Pro­zent auf 1.301 PJ (44,4 Mio. t SKE) und erreich­te damit das­nied­rigs­te Niveau in der deut­schen Nach­kriegs­ge­schich­te. Der Ein­satz von Stein­koh­le zur Strom-und Wär­me­er­zeu­gung sank um 16 Pro­zent auf rund 26 Mio. t. 2018 wur­den knapp 59 Pro­zent des­Auf­kom­mens an Stein­koh­le in Deutsch­land zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung ein­ge­setzt. Der­Ab­wärts­trend spie­gelt den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien in der Strom­erzeu­gung wider, durch den zuneh­mend Strom aus Stein­koh­le ver­drängt wird und es 2018 zur Still­le­gung­meh­re­rer Kraft­werks­blö­cke kam. Der Stein­koh­len­ein­satz in der Stahl­in­dus­trie ver­min­der­te sich2018 leicht um knapp 2 Pro­zent auf 17,3 Mio. t. Ende 2018 wur­de der indus­tri­el­leSt­ein­koh­len­berg­bau in Deutsch­land ein­ge­stellt. Zukünf­tig wird Deutsch­land sei­nen Bedarf anStein­koh­le sowie Stein­koh­len­koks voll­stän­dig durch Impor­te decken.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le erreich­te eine Höhe von 1.465 PJ (50,0 Mio. t SKE). Der Ver­brauch­sank damit zum sechs­ten Mal in Fol­ge. Der Rück­gang lag bei 2,9 Pro­zent, da der Ein­satz in der­Strom­erzeu­gung zurück­ging. Bis 2020 wird sich der Ein­satz von Braun­koh­le zur Strom­erzeu­gung infol­ge der Über­füh­rung von Anla­gen in die Sicher­heits­be­reit­schaft ins­ge­samt um 13 Pro­zent­ge­gen­über 2015 ver­min­dern.

Bei der Kern­ener­gie kam es zu einem leich­ten Minus von 0,4 Pro­zent. Ins­ge­samt leis­te­te die Kern­ener­gie 2018 noch einen Bei­trag von829 PJ (28,3 Mio. t SKE) zur Ener­gie­bi­lanz.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien pro­fi­tier­ten vom neu­er­li­chen Leis­tungs­zu­bau — spe­zi­ell bei der Pho­to­vol­ta­ik — sowie den teils extre­men Wet­ter­ver­hält­nis­sen und stei­ger­ten ihren Bei­trag zum gesam­ten Ener­gie­ver­brauch um 1,1 Pro­zent auf1.809 PJ (61,7 Mio. t SKE). Die Zahl der Son­nen­stun­den erreich­te ein Rekord­ni­veau, so dass die gesam­te Son­nen­en­er­gie­nut­zung einen Zuwachs von 16,5 Pro­zent ver­bu­chen konn­te. Auch die Wind­ener­gie ver­zeich­ne­te ein Rekord­jahr und stei­ger­te ihren Bei­trag zur Ener­gie­bi­lanz um 5,6 Pro­zent. Dem­ge­gen­über sorg­te die extre­me Nie­der­schlags­ar­mut für einen Ein­bruch von fast einem Fünf­tel bei der Was­ser­kraft (ohne Pump­spei­cher). Die­Bio­mas­se, deren Anteil am Bei­trag der Erneu­er­ba­ren aktu­ell 53,6 Pro­zent beträgt, ver­zeich­ne­te vor­nehm­lich auf Grund der mil­de­ren Wit­te­rung ein Minus von 2 Pro­zent. Die Geo­ther­mie ver­harr­te auf dem Niveau des Vor­jah­res.

Verschiebungen im Energiemix

Im Ener­gie­mix für das Jahr 2018 konn­ten die Erneu­er­ba­ren ihre Antei­le aus­wei­ten. Bio­mas­se, Solar­ener­gie, Wind­ener­gie, Was­ser­kraft, Geo­ther­mie und der bio­ge­ne Anteil des Abfalls deck­ten­ins­ge­samt 14,0 Pro­zent des gesam­ten inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs. Wich­tigs­ter Ener­gie­trä­ger­blieb das Mine­ral­öl mit einem Anteil von 34,3 Pro­zent, gefolgt vom Erd­gas mit 23,7 Pro­zent. Auf dieSt­ein­koh­le ent­fiel ein Anteil von 10,0 Pro­zent und auf die Braun­koh­le 11,3 Pro­zent. Der Bei­tragd­er Kern­ener­gie lag bei 6,4 Pro­zent.

Inlandsgewinnung weiter gesunken

Die inlän­di­sche Ener­gie­ge­win­nung ver­zeich­ne­te 2018 einen Rück­gang um 2,8 Pro­zent auf 3.891PJ (132,8 Mio. t SKE). Wäh­rend die erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len ihren Bei­trag zur hei­mi­schen Ener­gie­ge­win­nung um knapp 1 Pro­zent erhöh­ten, kam es bei allen ande­ren Ener­gie­trä­gern zuRück­gän­gen. Mit einem Minus von fast 30 Pro­zent lag der Rück­gang bei der inlän­di­schen­Stein­koh­len­för­de­rung, die zum Jah­res­en­de 2018 voll­stän­dig ein­ge­stellt wur­de, beson­ders hoch.Die inlän­di­sche Erd­gas­ge­win­nung ver­min­der­te sich um 12,6 Pro­zent und beim Mine­ral­öl gab esein Minus von gut 7 Pro­zent. Die inlän­di­sche Braun­koh­len­för­de­rung sank um 2,9 Prozent.Insgesamt konn­te die Ener­gie­ge­win­nung aus hei­mi­schen Res­sour­cen 30 Pro­zent des Gesamt­ver­brauchs abde­cken. Wich­tigs­te hei­mi­sche Ener­gie­quel­le sind inzwi­schen die­Er­neu­er­ba­ren mit einem Anteil von 46,3 Pro­zent (Vor­jahr 44,6 %). Es folgt die Braun­koh­le mit 38,4Prozent (Vor­jahr 38,5 %). Die ande­ren Ener­gie­trä­ger errei­chen Antei­le im nied­ri­gen ein­stel­li­gen­Be­reich.

Rund 70 Pro­zent sei­nes Ener­gie­be­darfs muss Deutsch­land durch Impor­te decken. Zum mit Abstand wich­tigs­ten­Lie­fe­ran­ten hat sich Russ­land ent­wi­ckelt. 2018 stamm­ten 36,3 Pro­zent der deut­schen Roh­öl­im­por­te aus Russ­land, zusam­men mit den ande­ren Staa­ten der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on (GUS) beträgt der Anteil sogar nahe­zu 53 Prozent.Bei der Stein­koh­le haben Lie­fe­run­gen aus Russ­land einen Anteil von rund 40 Pro­zent. Durch den kräf­ti­gen Anstieg der­En­er­gie­prei­se erhöh­te sich die Import­re­chung für Koh­le, Erd­gas und Öl 2018 gegen­über dem Vor­jahr um etwa ein­Fünf­tel auf fast 68 Mil­li­ar­den Euro.

Der aus­führ­li­che Bericht zur Ent­wick­lung des Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs 2018 steht ab sofort auf der Inter­net­sei­te der AG Ener­gie­bi­lan­zen (www.ag-energiebilanzen.de) zum Down­load bereit.

Energieverbrauch 2018

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2018
Veränderungen in Prozent — Gesamt 12.963 PJ oder 442,3 Mio. t SKE

Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie lag in Deutsch­land 2018 um 3,5 Pro­zent unter dem Wert des Vor­jah­res. Der Ver­brauch erreich­te nach Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 12.963 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 442,3 Mil­lio­nen­Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE).

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Mehr Erneuerbare im Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2018
gesamt 12.963 PJ oder 442,3 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)

Berlin/Bergheim — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2018 gegen­über dem­Vor­jahr wei­ter ver­scho­ben. Die erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie das Erd­gas konn­ten ihre Antei­le am Ener­gie­ver­brauch stei­gern. Bei­der Stein­koh­le kam es zu Rück­gän­gen. Braun­koh­le und Kern­ener­gie konn­ten ihre Antei­le leicht aus­wei­ten, weil der Rück­gang des­ge­sam­ten Ener­gie­ver­brauchs höher war als der der bei­den Ener­gie­trä­ger. Ins­ge­samt basiert die deut­sche Ener­gie­ver­sor­gung auf­ei­nem brei­ten Ener­gie­trä­ger­an­ge­bot.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen 3/2019

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1995 — 2018

in Petajoule (PJ)

Berlin/Bergheim — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te 2018 eine Höhe von 12.963 Peta­joule (PJ) beziehungsweise442,3 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) und lag damit um 3,5 Pro­zent nied­ri­ger als 2017. Vom­Ver­brauchs­rück­gang waren alle fos­si­len Ener­gie­trä­ger betrof­fen. Bei den Erneu­er­ba­ren ergab sich ein Zuwachs um rund 1 Pro­zent.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
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10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

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