Energieverbrauch fällt 2022 auf niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung

Energieverbrauch fällt 2022 auf niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung

Zuwächse bei Erneuerbaren und Kohle / CO₂-Emissionen sinken 2022 nur leicht

Ber­lin (20.12.2022) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te 2022 eine Höhe von 11.829 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 403,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das ent­spricht einem Rück­gang um 4,7 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der Ener­gie­ver­brauch erreich­te damit nach den Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) den nied­rigs­ten Stand seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung.

Der gegen­über dem Vor­jahr deut­li­che Rück­gang beim Ener­gie­ver­brauch hat meh­re­re Ursa­chen: Trotz der sich im Jah­res­ver­lauf ver­stär­ken­den kon­junk­tu­rel­len Ein­trü­bung ging von der Wirt­schaft ein ener­gie­ver­brauchs­stei­gern­der Effekt aus. Eine Erhö­hung des Ener­gie­ver­brauchs ergab sich auch aus dem Anstieg der Bevöl­ke­rungs­zahl: Allein bis August erhöh­te sich die Zahl der in Deutsch­land leben­den Men­schen um knapp eine Mil­li­on. Ande­rer­seits kam es infol­ge der stark gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se sowohl zu kurz­fris­ti­gen ver­hal­tens­be­ding­ten Ein­spa­run­gen wie auch zu Ener­gie­ef­fi­zi­en­z­in­ves­ti­tio­nen mit mit­tel- bis lang­fris­ti­ger Wir­kung. Zu einer Min­de­rung des Ener­gie­ver­brauchs dürf­ten auch preis­be­ding­te Pro­duk­ti­ons­kür­zun­gen in ein­zel­nen Wirt­schafts­bran­chen geführt haben, so die AG Ener­gie­bi­lan­zen in ihrer vor­läu­fi­gen Abschät­zung der Ent­wick­lung für das zu Ende gehen­de Jahr. Knapp ein Pro­zent des Gesamt­rück­gangs beim Ener­gie­ver­brauch führt die AG Ener­gie­bi­lan­zen auf die gegen­über 2021 wär­me­re Wit­te­rung zurück. Berei­nigt um den Tem­pe­ra­tur­ein­fluss wäre der Ener­gie­ver­brauch 2022 in Deutsch­land nur um 3,9 Pro­zent gesun­ken.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl erhöh­te sich 2022 ins­ge­samt um 3 Pro­zent auf 4.160 PJ (141,9  Mio. t SKE). Der Anteil des Mine­ral­öls am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch stieg auf 35,2 Pro­zent (Vor­jahr 32,5 Pro­zent). Der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff erhöh­te sich um rund 4 Pro­zent, beim Die­sel­kraft­stoff gab es dage­gen einen Rück­gang um 1 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl stieg um rund 14 Pro­zent, da vie­le Haus­hal­te und Betrie­be – unter ande­rem, um Erd­gas zu sub­sti­tu­ie­ren – ihre Lager­be­stän­de erhöht haben. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg kräf­tig um 43 Pro­zent. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie ver­rin­ger­ten sich dage­gen um 7,2 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch fiel 2022 um knapp 15 Pro­zent auf 2.814 PJ (96,0 Mio. t SKE). Das ist der nied­rigs­te Stand seit 2014. Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung waren neben der zeit­wei­se deut­lich mil­de­ren Wit­te­rung die preis- und nach­fra­ge­be­ding­ten Absatz­rück­gän­ge  in allen Ver­brauchs­be­rei­chen. Der Anteil des Erd­ga­ses am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch fiel von 26,6 auf 23,8 Pro­zent.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le stieg 2022 um knapp 5 Pro­zent und erreich­te eine Höhe 1.161 PJ (39,6 Mio. t SKE). Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken erhöh­te sich um mehr als 16 Pro­zent. In der Eisen- und Stahl­in­dus­trie wur­den auf­grund der kon­junk­tu­rel­len Ent­wick­lung etwa 6 Pro­zent weni­ger Stein­koh­le ein­ge­setzt. Der Ein­satz von Stein­koh­le in den Kraft­wer­ken wur­de begüns­tigt durch den Preis­an­stieg bei den Wett­be­werbs­en­er­gien und die Wie­der­in­be­trieb­nah­me von Anla­gen im Rah­men der Maß­nah­men zur Bekämp­fung der Ener­gie­kri­se. Der Anteil der Stein­koh­le am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch erhöh­te sich von 8,9 auf 9,8 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le stieg um rund 5 Pro­zent auf 1.185 PJ (40,4 Mio. t SKE).  Rund 90 Pro­zent des Bei­tra­ges der Braun­koh­le zum Ener­gie­ver­brauch ent­fällt auf die Strom­erzeu­gung. Der Mehr­ein­satz glich ver­min­der­te Bei­trä­ge ande­rer Ener­gie­trä­ger zur Erzeu­gung von Strom und Wär­me aus. Braun­koh­le hat­te 2022 einen Anteil von 10 Pro­zent (Vor­jahr: 9,1 Pro­zent) am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch.

Die Strom­erzeu­gung der Kern­ener­gie lag 2022 um knapp die Hälf­te nied­ri­ger als 2021. Für die Hal­bie­rung der Strom­erzeu­gung sorg­te die Still­le­gung der Anla­gen in Grohn­de, Brok­dorf und Gund­rem­min­gen mit zusam­men 4.000 Mega­watt (MW) Leis­tung. Zugleich ver­min­der­ten die ver­blie­be­nen drei Kraft­werks­blö­cke ab Okto­ber ihre Pro­duk­ti­on, um den beschlos­se­nen  Wei­ter­be­trieb bis zum 15. April 2023 sicher­stel­len zu kön­nen. 2022 hat­te die Kern­ener­gie einen Anteil von 3,2 Pro­zent (Vor­jahr: 6,1 Pro­zent) am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien stei­ger­ten ihren Bei­trag zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch 2022  um 4,4 Pro­zent auf 2.034 PJ (69,4 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneu­er­ba­ren am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch erreich­te 2022 einen Anteil von 17,2 (Vor­jahr: 15,7) Pro­zent. Die Bio­mas­se, deren Anteil an den erneu­er­ba­ren Ener­gien bei über 50 Pro­zent liegt, ver­zeich­ne­te einen Ver­brauchs­zu­wachs um etwa 1 Pro­zent, da trotz mil­der, ver­brauchs­sen­ken­der Wit­te­rung mehr Bio­mas­se als Heiz­ener­gie ein­ge­setzt wur­de und fos­si­le Heiz­ener­gien sub­sti­tu­ier­te. Die Was­ser­kraft­wer­ke ver­min­der­ten infol­ge der lang­an­hal­ten­den Tro­cken­heit ihren Bei­trag um rund 13 Pro­zent. Bei der Wind­ener­gie kam es dage­gen zu einem Anstieg der Strom­erzeu­gung um 12 Pro­zent. Die Solar­ener­gie leg­te um 21 Pro­zent zu. Bei­de pro­fi­tier­ten ins­be­son­de­re von einer außer­ge­wöhn­lich güns­ti­gen Wit­te­rung.

2022 floss mehr Strom ins Aus­land als umge­kehrt nach Deutsch­land hin­ein. In Sum­me betrug der Strom­aus­tausch­sal­do minus 99 PJ (3,4 Mio. t SKE). Haupt­grün­de für die­se Ent­wick­lung sind Ver­schie­bun­gen im euro­päi­schen Strom­erzeu­gungs­mix sowie die gestie­ge­ne Strom­erzeu­gung aus erneu­er­ba­ren Ener­gien in Deutsch­land.

Für das Gesamt­jahr 2022 rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Rück­gang der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen um etwa 1 Pro­zent oder etwa 7 Mil­lio­nen Ton­nen. Die Sub­sti­tu­ti­ons­ef­fek­te im Ener­gie­mix führ­ten zu einem Anstieg der CO₂-Emis­sio­nen. Die­ser Zuwachs lag jedoch unter der Ein­spa­rung, die sich aus dem Rück­gang des Gesamt­ver­brauchs ergibt, erklär­te die AG Ener­gie­bi­lan­zen.

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2022
verzeichnet deutlichen Rückgang

Veränderungen in Prozent — Gesamt 11.829 PJ oder 403,6 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te 2022 einen Rück­gang um 4,7 Pro­zent auf 11.829 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 403,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t. SKE) gegen­über dem Vor­jahr. Der Rück­gang ist vor allem auf Ein­spa­run­gen infol­ge der gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se und eine wär­me­re Wit­te­rung zurück­zu­füh­ren.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verschiebungen im Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
2022 — gesamt 11.829 PJ oder 403,6 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Voriahreszeitraum in Klammern)

Ber­lin — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2022 ver­scho­ben. Einer Hal­bie­rung des Kern­ener­gie­an­teils ste­hen Zunah­men bei den Erneu­er­ba­ren sowie bei Stein- und Braun­koh­le gegen­über. Auch das Mine­ral­öl hat sei­nen Anteil aus­ge­wei­tet. Das Erd­gas ver­zeich­ne­te dage­gen eine Abnah­me.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
in Deutschland 2000 — 2022

in Petajoule (PJ)

Ber­lin — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te im Jahr 2022 nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 11.829 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 403,6 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Ver­brauch lag damit um 4,7 Pro­zent unter dem Wert von 2021 und fiel auf den nied­rigs­ten Stand seit 1990.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

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