Berlin (03.04.2024) — Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2023 eine Höhe von 10.735 Petajoule (PJ) beziehungsweise 366,3 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das entspricht einem Rückgang um 8,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch fiel damit auf einen historischen Tiefststand, schreibt die AG Energiebilanzen in ihrem jetzt erschienenen Jahresbericht 2023.
Erhebliche Bedeutung für den Rückgang des Energieverbrauchs hatten, so die AG Energiebilanzen in ihrem ausführlichen Bericht zur Entwicklung der Energieversorgung in Deutschland, das anhaltend hohe Energiepreisniveau und die schwache wirtschaftliche Entwicklung. Zwar sanken die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf, dennoch lagen die Preise weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021. Das hohe Preisniveau führte, so die AG Energiebilanzen, sowohl zu Investitionen in die Energieeffizienz und zu Energieträger-Substitutionen, war aber auch für Kürzungen energieintensiver Produktionen und damit für den Verbrauchsrückgang verantwortlich.
Von der im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmeren Witterung ging nach Berechnungen der AG Energiebilanzen ein schwacher verbrauchssenkender Effekt aus. Witterungsbereinigt hätte sich der Energieverbrauch 2023 nur um 7,4 Prozent vermindert.
Der einzige verbrauchssteigernde Effekt ging 2023 von der demographischen Entwicklung aus. Gegenüber 2022 wuchs die Gesamtbevölkerung in Deutschland saldiert um 0,3 Millionen Menschen auf 84,7 Millionen Personen.
Energieproduktivität hat sich verbessert
Die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität hat sich 2023 nach Berechnungen der AG Energiebilanzen um 8,4 Prozent verbessert. Dieser Wert liegt signifikant über dem langjährigen Mittel des Zeitraumes 1990 bis 2022 in Höhe von 2,5 Prozent pro Jahr. Die Steigerung der Energieproduktivität hat nach Einschätzung der AG Energiebilanzen viele, sich überlagernde Ursachen. Maßgeblichen Einfluss hatten die preisbedingt hohen Energiekosten der Wirtschaft, Rückgänge bei der Produktion sowie die mildere Witterung.
Deutlicher Rückgang der energiebedingten CO₂-Emissionen
Die AG Energiebilanzen geht auf Grundlage vorläufiger Energiebilanzdaten davon aus, dass sich die energiebedingten CO 2‑Emissionen im vergangenen Jahr um 11,8 Prozent verringert haben. Das entspräche einer Abnahme um rund 74 Millionen Tonnen (Mio. t).
Im Bereich der Stromerzeugung kam es zu einem Rückgang der CO 2‑Emissionen um etwa 23 Prozent oder 45 Mio. t. Neben einer geringeren Stromerzeugung sind für diese Entwicklung der größere Beitrag der Erneuerbaren sowie Rückgänge bei der Verstromung von Kohle verantwortlich. Im Verkehrssektor betrug die Minderung 1,3 Prozent beziehungsweise 2,2 Mio. t. Im Verarbeitenden Gewerbe kam es zu einer Verringerung der Emissionen um 7,2 Prozent oder etwa 6 Mio. t. Die CO 2‑Emissionen der privaten Haushalte verringerten sich, vornehmlich aufgrund des Temperatureffekts und der Einsparbemühungen der Verbraucher, um 6,6 Mio. t. Das entspricht einer Minderung um 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Verbrauch erneuerbarer Energien angestiegen
Der Verbrauch von Mineralöl sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 6,8 Prozent auf 3.822 PJ (130,4 Mio. t SKE). Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um 2,6 Prozent zunahm, verringerte sich der Verbrauch von Dieselkraftstoff um gut 4 Prozent. Der Verbrauch von Flugkraftstoff stieg um 3,8 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl ging dagegen um 7,3 Prozent zurück. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 18,6 Prozent.
Der Erdgasverbrauch verringerte sich 2023 um 2,4 Prozent auf 2.655 PJ (90,6 Mio. t SKE). Der Nachfragerückgang betraf sowohl die Industrie wie auch die privaten Haushalte und den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD). Zur Stromerzeugung wurde gegenüber dem Vorjahr geringfügig weniger Erdgas eingesetzt. Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas verminderte sich ebenfalls. Die milde Witterung hatte einen eher geringen Einfluss auf die Verbrauchsentwicklung. Vielmehr geht der Verbrauchsrückgang vorrangig auf Einsparungen infolge des hohen Preisniveaus zurück, schreibt die AG Energiebilanzen.
Der Verbrauch an Steinkohle nahm im Berichtszeitraum um 18,5 Prozent auf 931 PJ (31,8 Mio. t SKE) ab. Die Kraftwerke reduzierten ihren Brennstoffeinsatz um knapp 34 Prozent. Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringerte sich dagegen nur relativ gering um 1,8 Prozent.
2023 lag der Primärenergieverbrauch von Braunkohle mit 895 PJ (30,5 Mio. t SKE) um gut 23 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Die Lieferungen von Braunkohle an die Kraftwerke der allgemeinen Versorgung sanken um rund 23 Prozent. Die Stromerzeugung aus Braunkohle blieb um rund 25 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Damit deckte Braunkohle im vergangenen Jahr insgesamt 17 Prozent der inländischen Bruttostromerzeugung.
Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging 2023 erneut stark zurück, was auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke und deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurück-zuführen ist. Seit diesem Zeitpunkt leistet die Kernenergie in Deutschland keinen Beitrag mehr zur Energieversorgung.
2023 wurden 11,8 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom mehr aus dem Ausland importiert als exportiert. Damit wechselte Deutschland erstmals seit 2002 wieder zum Netto-Importeur von Strom. Die Ausfuhren sanken 2023 gegenüber dem Vorjahr um knapp 24 Prozent, die Importe stiegen dagegen um mehr als 40 Prozent an.
Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich 2023 insgesamt um 3,1 Prozent auf 2.107 PJ (69,7 Mio. t SKE). Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchs um 7 Prozent auf 272,4 Mrd. kWh. Wichtigste Ursache dieser Entwicklung war die höhere Stromproduktion von Windenergieanlagen an Land (plus 18,6 %). Bei der Solarenergie gab es trotz eines starken Zubaus bei den PV-Anlagen nur einen leichten Zuwachs bei der Stromproduktion. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft erhöhte sich um 11 Prozent. Die Biomasse, auf die mehr als Hälfte des gesamten Primärenergieverbrauchs der erneuerbaren Energien entfällt, blieb um 2 Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück.
Weitere Verschiebungen im Energiemix
Im Energiemix für das Jahr 2023 kam es erneut zu Verschiebungen. Wichtigster Energieträger blieb das Mineralöl mit einem Anteil von 35,6 Prozent (Vorjahr: 35,1 %), gefolgt vom Erdgas mit 24,7 Prozent (Vorjahr: 23,3 %). Auf die Steinkohle entfiel ein Anteil von 8,7 Prozent (Vorjahr 9,8 %). Die Braunkohle verminderte ihren Anteil auf 8,3 Prozent (Vorjahr: 10,0 %) . Der Beitrag der Kernenergie lag bei 0,7 Prozent (Vorjahr: 3,2 %). Die erneuerbaren Energien weiteten ihren Anteil am gesamten Energieverbrauch auf 19,6 Prozent (Vorjahr: 17,5) aus.
Inlandsgewinnung rückläufig
Die inländische Energiegewinnung verzeichnete 2023 einen Rückgang um 6,7 Prozent auf 3.435 PJ (117,3 Mio. t SKE). Die Gewinnung von Erdgas sank um 10,6 Prozent, die von Erdöl um 5,0 Prozent. Die den heimischen Energiequellen zugerechneten Erneuerbaren verzeichneten dagegen einen Zuwachs um 3,2 Prozent. Bei der Braunkohle kam es zu einem Rückgang der Gewinnung um rund 23 Prozent. Steinkohle wird seit Ende 2018 in Deutschland nicht mehr gefördert. Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen 32 Prozent des Gesamtverbrauchs decken. Wichtigste heimische Energiequelle sind inzwischen die Erneuerbaren mit einem Anteil von 61,4 Prozent (Vorjahr 55,5 Prozent). Es folgt die Braunkohle mit 26,7 Prozent (Vorjahr 32,4 Prozent).
Der ausführliche Bericht der AG Energiebilanzen zur Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2023 steht ab sofort auf der Internetseite der AG Energiebilanzen zum Download bereit.
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2000 — 2023
in Petajoule (PJ)
Berlin — Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte im Jahr 2023 nach vorläufigen Berechnungen der AG Energiebilanzen eine Höhe von 10.735 Petajoule (PJ) beziehungsweise 366,3 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Der Verbrauch lag damit um 8,1 Prozent unter dem Wert von 2022.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Primärenergieverbrauch ist 2023 kräftig gefallen
Veränderungen in Prozent – gesamt 10.735 PJ oder 366,3 Mio. t SKE
Berlin — Der Verbrauch an Primärenergie verzeichnete 2023 einen Rückgang um 8,1 Prozent auf 10.735 Petajoule (PJ) beziehungsweise 366,3 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t. SKE) gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang ist vor allem auf Einsparungen infolge der gestiegenen Energiepreise, die konjunkturelle Schwäche sowie eine wärmere Witterung zurückzuführen.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Energiemix im Wandel
Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2023
gesamt: 10.735 PJ oder 366,3 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)/h5>
Berlin — Die Anteile der Energieträger im nationalen Energiemix haben sich 2023 erneut verschoben: Eine deutliche Steigerung des Anteils verzeichneten die Erneuerbaren. Stein- und Braunkohle büßten dagegen Anteile ein. Bei Mineralöl und Erdgas gab es leichte Anteilsgewinne. Wegen des Ausstiegs aus der Kernenergie im April 2023 ging ihr Anteil stark zurück. Da Deutschland 2023 Nettoimporteur von Strom war, erhöhte sich der Anteil im Segment Sonstiges einschließlich Stromaustauschsaldo gegenüber dem Vorjahr
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen