Energieverbrauch ist 2023 kräftig gesunken

Energieverbrauch ist 2023 kräftig gesunken

Prognose der AG Energiebilanzen / Schwache Wirtschaft / Hohes Preisniveau

Ber­lin (20.12.2023) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land ist 2023 auf ein his­to­ri­sches Tief gefal­len. Die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) rech­net mit einem Rück­gang um 7,9 Pro­zent auf 10.791 Peta­joule (PJ) oder 368,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Damit liegt der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gien in Deutsch­land um mehr als ein Vier­tel unter dem bis­he­ri­gen Höchst­stand von 1990, teil­te die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit.

Den größ­ten Ein­fluss auf den Rück­gang des Ener­gie­ver­brauchs hat­te die zurück­ge­hen­de wirt­schaft­li­che Leis­tung in Deutsch­land. Vor allem die ener­gie­in­ten­si­ven Indus­trie­zwei­ge ver­zeich­ne­ten Pro­duk­ti­ons­rück­gän­ge, was spür­ba­re Aus­wir­kun­gen auf den Ener­gie­ver­brauch hat.

Von der im Jah­res­ver­lauf gegen­über dem Vor­jahr leicht wär­me­ren Wit­te­rung ging nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen nur ein schwa­cher ver­brauchs­sen­ken­der Effekt aus. Wit­te­rungs­be­rei­nigt hät­te sich der Ener­gie­ver­brauch um etwa 7,4 Pro­zent ver­min­dert.

Der ein­zi­ge ver­brauchs­stei­gern­de Effekt ging 2023 von der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung aus.

Zuwäch­se nur bei erneu­er­ba­ren Ener­gien

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl sank 2023 im Ver­gleich zum Vor­jahr ins­ge­samt um 5,5 Pro­zent auf 3.879 PJ (132,4 Mio. t SKE). Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 2,3 Pro­zent zunahm, ver­rin­ger­te sich der Ver­brauch von Die­sel­kraft­stoff um gut 4 Pro­zent. Der Ver­brauch von Flug­kraft­stoff stieg um 3,9 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl ver­rin­ger­te sich dage­gen leicht um 2,3 Pro­zent. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie san­ken um 16,7 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­rin­ger­te sich 2023 um 4,3 Pro­zent auf 2.641 PJ (90,1 Mio. t SKE). Der Nach­fra­ge­rück­gang betraf sowohl die Indus­trie wie auch pri­va­te Haus­hal­te und den Bereich  Gewer­be, Han­del, Dienst­leis­tun­gen (GHD). Zur Strom­erzeu­gung wur­de gegen­über dem Vor­jahr etwas mehr Erd­gas (+ 1 Pro­zent) ein­ge­setzt. Die Erzeu­gung von Fern­wär­me aus Erd­gas ver­min­der­te sich um 2 Pro­zent. Die Wit­te­rung hat­te nur einen eher gerin­gen Ein­fluss auf die Ver­brauchs­ent­wick­lung. Viel­mehr geht der Ver­brauchs­rück­gang vor­ran­gig auf Ein­spa­run­gen bei den Ver­brau­chern zurück.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le nahm im Berichts­zeit­raum um 16,9 Pro­zent auf 937 PJ (32,0 Mio. t SKE) ab. Die Kraft­wer­ke redu­zier­ten ihren Brenn­stoff­ein­satz um gut 30 Pro­zent.  Der Bedarf an Koh­le und Koks in der Eisen- und Stahl­in­dus­trie ver­rin­ger­te sich dage­gen nur rela­tiv gering um 2,1 Pro­zent.

2023 lag der Pri­mär­ener­gie­ver­brauch von Braun­koh­le mit 912 PJ (31,1 Mio. t SKE) um 21,9 Pro­zent unter dem Niveau des Vor­jah­res. Die Lie­fe­run­gen von Braun­koh­le an die Kraft­wer­ke der all­ge­mei­nen Ver­sor­gung san­ken um 23 Pro­zent. Die Strom­erzeu­gung aus Braun­koh­le blieb um rund 25 Pro­zent unter dem Vor­jah­res­er­geb­nis. Ursa­chen die­ser Ent­wick­lung waren der all­ge­mei­ne Rück­gang des Strom­ver­brauchs in Deutsch­land, die Ver­rin­ge­rung wei­te­rer Erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten im Zuge des schritt­wei­sen Koh­le­aus­stiegs, die ange­stie­ge­ne Strom­pro­duk­ti­on aus Wind­ener­gie­an­la­gen sowie erhöh­te Strom­im­por­te aus dem benach­bar­ten Aus­land.

Die Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie ging 2023 um knapp 80 Pro­zent zurück. Der star­ke Rück­gang ist auf den Streck­be­trieb der letz­ten drei Kern­kraft­wer­ke und deren end­gül­ti­ge Still­le­gung zum 15. April 2023 zurück­zu­füh­ren. Seit die­sem Zeit­punkt leis­tet die Kern­ener­gie in Deutsch­land kei­nen Bei­trag mehr zur Ener­gie­ver­sor­gung.

2023 wur­den 9,2 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den (Mrd. kWh) Strom mehr aus dem Aus­land impor­tiert als expor­tiert. Damit wur­de Deutsch­land erst­mals seit 2002 wie­der Net­to-Impor­teur von Strom. Die Aus­fuh­ren san­ken 2023 gegen­über dem Vor­jahr um 24 Pro­zent, die Impor­te stie­gen dage­gen um 38 Pro­zent an.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien erhöh­te sich 2023 ins­ge­samt um 2,3 Pro­zent auf 2.118 PJ (72,3 Mio. t SKE). Die Strom­erzeu­gung aus erneu­er­ba­ren Ener­gien wuchs um etwa 5 Pro­zent. Wich­tigs­te Ursa­che die­ser Ent­wick­lung war die vor allem in der zwei­ten Jah­res­hälf­te deut­lich höhe­re Strom­pro­duk­ti­on der Wind­ener­gie­an­la­gen an Land (plus 15 Pro­zent). Bei der Solar­ener­gie gab es trotz eines star­ken Zubaus bei den PV-Anla­gen nur einen leich­ten Zuwachs bei der Strom­pro­duk­ti­on (plus 1 Pro­zent). Die Strom­erzeu­gung aus Was­ser­kraft erhöh­te sich um 11 Pro­zent. Die Bio­mas­se, auf die mehr als Hälf­te des gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs der erneu­er­ba­ren Ener­gien ent­fällt, blieb um 4 Pro­zent hin­ter dem Vor­jah­res­wert zurück.

Koh­len und Kern­kraft ver­lie­ren Antei­le im Ener­gie­mix

Der Ener­gie­mix der deut­schen Ener­gie­ver­sor­gung wird wei­ter­hin von einem brei­ten Ener­gie­trä­ger­an­ge­bot geprägt. Als Resul­tat der ener­gie- und kli­ma­po­li­ti­schen Beschlüs­se und Vor­ga­ben kommt es aller­dings zu einer ste­ti­gen Ver­än­de­rung bei den Antei­len der ein­zel­nen Ener­gie­trä­ger. 2023 redu­zier­te die Kern­kraft nach Aus­lau­fen des Streck­be­triebs der drei ver­blie­be­nen Anla­gen ihren Anteil auf eine mar­gi­na­le Rest­grö­ße. Die Stein­koh­le ver­min­der­te ihren Anteil am Ener­gie­mix um knapp einen Pro­zent­punkt und die Braun­koh­le um 1,5 Pro­zent­punk­te. Leich­te Anteils­er­hö­hun­gen gab es dage­gen beim Mine­ral­öl und beim Erd­gas mit jeweils 0,9 Pro­zent­punk­ten. Mit knapp zwei Pro­zent­punk­ten konn­ten die erneu­er­ba­ren Ener­gien ihren Bei­trag zum Ener­gie­mix am stärks­ten aus­wei­ten.

Rück­gang der CO₂-Emis­sio­nen

Die ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen nah­men nach Schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen 2023 infol­ge des gesun­ke­nen Gesamt­ver­brauchs ins­be­son­de­re bei den fos­si­len Ener­gie­trä­gern um gut 10 Pro­zent ab. Dies ent­spricht einer Reduk­ti­on in der Grö­ßen­ord­nung von 66 Mil­lio­nen Ton­nen (Mio. t).

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im Jahr 2023

Veränderungen in Prozent — Gesamt 10.791 PJ oder 368,2 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Primärenergie erreich­te 2023 in Deutsch­land eine Gesamthöhe von 10.791 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 368,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das waren 7,9 Pro­zent weni­ger als im Vor­jahr. Der Rückgang ist vor allem auf die schwa­che wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung, hohe Ener­gie­prei­se und die gegenüber dem Vor­jahr etwas wärmere Wit­te­rung zurückzuführen.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verschiebungen im Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2023
gesamt 10.791 PJ oder 368,2 Mio. t SKE
Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)

Ber­lin — Die erneu­er­ba­ren Ener­gien konn­ten 2023 ihren Anteil an der Ener­gie­ver­sor­gung in Deutsch­land auf knapp ein Fünftel erwei­tern. Leich­te Anteilszuwächse ver­zeich­ne­ten auch Erd­gas und Mineralöl. Stein- und Braun­koh­le büßten dage­gen Antei­le ein. Bei den Sons­ti­gen kam es vor allem auf­grund eines deut­li­chen Importüberschusses beim Strom­aus­tausch mit den Nachbarländern zu einem Anstieg des Anteils. Die Kern­ener­gie spielt wegen des im 2. Quar­tal voll­zo­ge­nen Aus­stiegs aus der Nut­zung nur noch eine gerin­ge Rol­le im natio­na­len Ener­gie­mix.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
in Deutschland 2000 — 2023

in Petajoule (PJ)

Ber­lin — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te im Jahr 2023 nach vorläufigen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 10.791 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 368,2 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Ver­brauch lag damit um 7,9 Pro­zent unter dem Wert von 2022 und fiel auf den nied­rigs­ten Stand seit 1990.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
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10117 Berlin

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Uwe Maaßen
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