Energieverbrauch sinkt auf historisches Tief

Energieverbrauch sinkt auf historisches Tief

Deutliche Auswirkungen der Corona-Pandemie / Anteil fossiler Energien sinkt

Berlin/Bergheim (17.12.2020) — Der Ener­gie­ver­brauch. in Deutsch­land ist 2020 um 8,7 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr zurück­ge­gan­gen und erreich­te mit 11.691 Peta­joule (PJ) oder 398,8 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) einen his­to­ri­schen Tiefst­stand. Im Ver­gleich zu 2006, dem Jahr mit dem bis­her höchs­ten Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung, beträgt der Rück­gang rund 21 Pro­zent, berich­tet die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen).

Infol­ge des rück­läu­fi­gen Ver­brauchs sowie wei­te­ren Ver­schie­bun­gen im Ener­gie­mix zuguns­ten der Erneu­er­ba­ren und des Erd­ga­ses rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Rück­gang der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in einer Grö­ßen­ord­nung von rund 80 Mio. t. Das ent­spricht einer Min­de­rung gegen­über dem Vor­jahr um rund 12 Pro­zent.

Für die deut­lich rück­läu­fi­ge Ver­brauchs­ent­wick­lung sind vor allem die gesamt­wirt­schaft­li­chen und sek­to­ra­len Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie ver­ant­wort­lich. Hin­zu kamen lang­fris­ti­ge Trends, wie die wei­te­re Zunah­me der Ener­gie­ef­fi­zi­enz, Sub­sti­tu­tio­nen im Ener­gie­mix hin zu mehr erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie die ver­gleichs­wei­se mil­de Wit­te­rung. Leich­te ver­brauchs­stei­gern­de Effek­te gin­gen von den im Jah­res­ver­lauf spür­bar gesun­ke­nen Ener­gie­prei­sen aus. Der ver­brauchs­dämp­fen­de Effekt der mil­den Wit­te­rung wur­de nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen durch einen Bestands­auf­bau beim leich­ten Heiz­öl weit­ge­hend aus­ge­gli­chen.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl sank 2020 ins­ge­samt um 12,1 Pro­zent auf 3.965 Peta­joule (PJ) oder 135,3 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Wäh­rend der Absatz von Otto- und Die­sel­kraft­stoff leicht zurück­ging, kam es beim Flug­kraft­stoff zu einer Hal­bie­rung des Ver­brauchs. Beim leich­ten Heiz­öl kam es zu Absatz­stei­ge­run­gen in der Grö­ßen­ord­nung von gut 5 Pro­zent, weil vie­le Ver­brau­cher die nied­ri­gen Prei­se nutz­ten, um ihre Vor­rä­te auf­zu­fül­len. Die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die Che­mi­sche Indus­trie nah­men um rund 3 Pro­zent zu.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­rin­ger­te sich 2020 um 3,4 Pro­zent auf 3.105 PJ oder 106,0 Mio. t SKE. Haupt­ur­sa­che für den Ver­brauchs­rück­gang ist der gesun­ke­ne Erd­gas­be­darf der Sek­to­ren Indus­trie sowie Gewer­be, Han­del und Dienst­leis­tun­gen infol­ge der Coro­na-Pan­de­mie. In der Strom- und Wär­me­er­zeu­gung wur­de hin­ge­gen mehr Erd­gas ein­ge­setzt. Bei den pri­va­ten Haus­hal­ten wird trotz ver­gleichs­wei­se mil­de­rer Tem­pe­ra­tu­ren ein leich­tes Ver­brauchs­plus erwar­tet.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le lag 2020 um 18,3 Pro­zent unter dem Vor­jah­res­zeit­raum und erreich­te eine Höhe von 894 PJ oder 30,5 Mio. t SKE. Beim Ein­satz von Stein­koh­le in den Kraft­wer­ken zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung betrug der Rück­gang mehr als 26 Pro­zent. Die­se Ent­wick­lung ist vor­nehm­lich auf den rück­läu­fi­gen Strom­ver­brauch, die höhe­re Strom­ein­spei­sung aus Wind- und PV-Anla­gen sowie den stär­ke­ren Ein­satz von Erd­gas in der Strom­erzeu­gung zurück­zu­füh­ren. Der Ein­satz von Stein­koh­le in der Stahl­in­dus­trie ging wegen der schwa­chen Stahl­nach­fra­ge gegen­über 2019 um rund 14 Pro­zent zurück.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le ver­min­der­te sich 2020 um 18,2 Pro­zent und lag bei 950 PJ oder 32,4 Mio. t SKE. Die­se Ent­wick­lung hat unter­schied­li­che Ursa­chen: Es wur­den zusätz­li­che Kraft­werks­blö­cke in die Sicher­heits­be­reit­schaft über­führt und wit­te­rungs­be­dingt erhöh­te sich die Strom­ein­spei­sung von Wind- und PV-Anla­gen. Hin­zu kamen unge­plan­te Kraft­werks­aus­fäl­le, Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie auf den Strom­ver­brauch sowie durch nied­ri­ge Erd­gas­prei­se beding­te Ver­schie­bun­gen der Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem natio­na­len und euro­päi­schen Strom­markt. Wäh­rend in den Mona­ten Febru­ar bis August der Ver­brauch an Braun­koh­le deut­lich unter den jewei­li­gen Vor­jah­res­mo­na­ten lag, war ab Sep­tem­ber eine deut­li­che Erho­lung zu ver­zeich­nen.

Bei der Kern­ener­gie kam es 2020 infol­ge der plan­mä­ßi­gen Abschal­tung des Kraft­werks Phil­ipps­burg zum Jah­res­en­de 2019 zu einem Rück­gang der Strom­pro­duk­ti­on um 14,4 Pro­zent.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien stei­ger­ten ihren Bei­trag zum gesam­ten Ener­gie­ver­brauch 2020 um ins­ge­samt 3 Pro­zent auf 1.962 PJ oder 66,9 Mio. t SKE. Die Was­ser­kraft­wer­ke (ohne Pump­spei­cher) lie­fer­ten 5 Pro­zent weni­ger Strom als im Vor­jahr. Dage­gen stieg der Bei­trag der Wind­kraft um 7 Pro­zent. Die Solar­ener­gie ver­zeich­ne­te ein Plus von 9 Pro­zent. Bei der Bio­mas­se gab es nur ein klei­nes Plus von 1 Pro­zent. Der Pri­mär­ener­gie­ver­brauch aus bio­ge­nen Abfäl­len lag 1 Pro­zent nied­ri­ger als im Vor­jahr.

Der Ver­brauch sons­ti­ger Ener­gie­trä­ger – haupt­säch­lich nicht-bio­ge­ner Sied­lungs- und Indus­trie­ab­fall – sank um knapp 15 Pro­zent auf ins­ge­samt 189 PJ oder 6,4 Mio. t SKE ab.

Deutsch­lands nega­ti­ver Strom­aus­tausch­sal­do mit den Nach­bar­staa­ten fiel 2020 mit rund 21 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den (Mrd. kWh) deut­lich gerin­ger aus als im Vor­jahr. Nicht nur die Strom­men­ge, die aus dem Aus­land nach Deutsch­land floss, nahm stark zu, auch die Strom­flüs­se aus Deutsch­land in die Nach­bar­staa­ten gin­gen zurück.

Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger am natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2020 gegen­über dem Vor­jahr wei­ter ver­scho­ben: Bei den fos­si­len Ener­gien kam es in Sum­me zu einem Rück­gang, so dass die Ener­gie­ver­sor­gung in Deutsch­land ihre Koh­len­stoff­in­ten­si­tät wei­ter ver­rin­gern konn­te. Kenn­zeich­nend bleibt aber ein brei­ter Ener­gie­mix. Gut 60 Pro­zent des inlän­di­schen Ener­gie­ver­brauchs ent­fal­len auf Öl und Gas. Stein- und Braun­koh­le deck­ten zusam­men knapp 16 Pro­zent des Ver­brauchs. Die Erneu­er­ba­ren stei­ger­ten ihren Bei­trag auf fast 17 Pro­zent.

Deutlicher Rückgang des Energieverbrauchs

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2020 in Deutschland — Veränderungen in Prozent Gesamt 11.691 PJ oder 398,8 Mio. t SKE
Deutlicher Rückgang des Energieverbrauchs

Berlin/Bergheim — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie in Deutsch­land lag 2020 um ins­ge­samt 8,7 Pro­zent unter dem Niveau des Vor­jah­res. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen erreich­te der Gesamt­ver­brauch eine Höhe von 11.691 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 398,8 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Mit Aus­nah­me der Erneu­er­ba­ren ver­zeich­ne­ten alle Ener­gie­trä­ger Rück­gän­ge.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verbrauchsrückgang verändert Energiemix

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2020 gesamt 11.691 PJ oder 398,8 Mio. t SKE Anteile in Prozent (Vorjahreszeitraum in Klammern)
Verbrauchsrückgang verändert Energiemix

Berlin/Bergheim — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2020 bei ins­ge­samt deut­lich gerin­ge­rem Gesamt­ver­brauch leicht zuguns­ten der Erneu­er­ba­ren sowie des Erd­ga­ses ver­scho­ben. Bei Stein- und Braun­koh­le kam es zu wei­te­ren Abnah­men. Mine­ral­öl bleibt trotz eines leicht ver­rin­ger­ten Anteils der mit Abstand wich­tigs­te Ener­gie­trä­ger. Kenn­zeich­nend für die deut­sche Ener­gie­ver­sor­gung bleibt ein brei­ter Ener­gie­mix.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1995 — 2020

in Petajoule (PJ)
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1995 - 2020

Berlin/Bergheim — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te 2020 nach vor­läu­fi­ger Abschät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 11.691 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­weis 398,8 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) und lag damit um 8,7 Pro­zent unter dem Wert von 2019.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

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