Energieverbrauch sinkt um knapp zwei Prozent

Energieverbrauch sinkt um knapp zwei Prozent

Wär­me­be­darf gerin­ger / Erd­gas ein­ge­spart / Kern­ener­gie hal­biert 

Ber­lin (01.06.2022) — Die mil­de­re Wit­te­rung sowie deut­li­che Ener­gie­ein­spa­run­gen vor dem Hin­ter­grund hoher Prei­se und geo­po­li­ti­scher Ver­än­de­run­gen haben in den ers­ten drei Mona­ten des lau­fen­den Jah­res zu einem Rück­gang des Ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land um knapp 2 Pro­zent geführt.

Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) erreich­te der inlän­di­sche Pri­mär­ener­gie­ver­brauch im 1. Quar­tal 2022 eine Höhe von 3.365 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 114,8 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das ent­spricht einem Rück­gang um 1,9 Pro­zent gegen­über dem 1. Quar­tal des Vor­jah­res.

Die AG Ener­gie­bi­lan­zen macht dar­auf auf­merk­sam, dass neben der gegen­über dem Vor­jah­res­quar­tal wär­me­ren Wit­te­rung, den hohen Prei­sen und den damit ver­bun­de­nen Ein­spar­be­mü­hun­gen ein sta­tis­ti­scher Effekt berück­sich­tigt wer­den muss, der sich ergibt, weil abge­schal­te­te Kern­kraft­wer­ke mit nach inter­na­tio­na­len Kon­ven­tio­nen fest­ge­leg­ten nied­ri­gen Wir­kungs­gra­den durch erneu­er­ba­re Ener­gien sowie Koh­le- und Erd­gas­kraft­wer­ke mit höhe­rer Effi­zi­enz ersetzt wur­den.

Das um etwa 4 Pro­zent höhe­re Brut­to­in­lands­pro­dukt sowie die leich­te Zunah­me der Bevöl­ke­rung sorg­ten dage­gen für Ver­brauchs­zu­wäch­se. Ohne den Tem­pe­ra­tur­ef­fekt hät­te nach den Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen der Ener­gie­ver­brauch im 1. Quar­tal annä­hernd sta­gniert. Unter Ein­schluss von Lager­be­stands­ef­fek­ten wäre der Ener­gie­ver­brauch in den ers­ten drei Mona­ten sogar leicht gestie­gen.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl war in den ers­ten drei Mona­ten des lau­fen­den Jah­res ins­ge­samt um knapp 10 Pro­zent höher. Nahe­zu alle Mine­ral­öl­pro­duk­te ver­zeich­ne­ten Zuwäch­se: Der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff stieg um 13 Pro­zent, beim Die­sel­kraft­stoff gab es einen Zuwachs um 8 Pro­zent. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg kräf­tig um rund 60 Pro­zent und die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich um 10 Pro­zent. Hin­ter dem Anstieg des Heiz­öl­ab­sat­zes um etwa ein Fünf­tel ver­birgt sich aller­dings ein Basis­ef­fekt, da der Heiz­öl­ab­satz im Ver­gleichs­quar­tal des Vor­jah­res um rund 50 Pro­zent ein­ge­bro­chen war.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­min­der­te sich im 1. Quar­tal des lau­fen­den Jah­res um knapp 9 Pro­zent. Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung war die mil­de­re Wit­te­rung, aber auch das aktu­el­le Preis­ni­veau sorg­te für eine Dämp­fung der Nach­fra­ge. Zudem ver­rin­ger­te sich der Ein­satz von Erd­gas zur Strom­erzeu­gung, weil die erneu­er­ba­ren Ener­gien höhe­re Bei­trä­ge lie­fer­ten.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le nahm um 5,4 Pro­zent zu. Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken erhöh­te sich um etwa 28 Pro­zent. Ein­fluss auf die­se Ent­wick­lung hat­ten die geän­der­te Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem Strom­markt sowie der Ersatz abge­schal­te­ter Kern­kraft­wer­ke durch Koh­le. Dämp­fend wirk­te eine höhe­re Strom­erzeu­gung erneu­er­ba­rer Ener­gien. Die Eisen- und Stahl­in­dus­trie ver­rin­ger­te ihre Nach­fra­ge um knapp 4 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le erhöh­te sich leicht um 1,5 Pro­zent, lag damit jedoch um etwa 11 Pro­zent unter dem Ver­gleichs­wert von 2019 und folgt somit wei­ter dem län­ger­fris­ti­gen Trend. In den ers­ten bei­den Mona­ten des 1. Quar­tals sorg­te die hohe Pro­duk­ti­on von Strom aus Wind­an­la­gen für einen Rück­gang bei der Braun­koh­le­ver­stro­mung; im wind­ar­men März stieg der Bedarf von Strom aus Braun­koh­le­kraft­wer­ken hin­ge­gen deut­lich an.

Durch die wei­te­re plan­mä­ßi­ge Abschal­tung von Kern­kraft­werks­blö­cken zum Jah­res­wech­sel 2021/22 kam es zu einer Hal­bie­rung der instal­lier­ten Leis­tung von 8.113 Mega­watt (MW) auf 4.055 MW. Infol­ge­des­sen ging die Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie im Berichts­zeit­raum ver­gli­chen mit dem 1. Quar­tal des Vor­jah­res um nahe­zu die Hälf­te zurück.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien stieg im 1. Quar­tal 2022 um 8,6 Pro­zent. Bei guten Wind­ver­hält­nis­sen in den ers­ten bei­den Mona­ten des Jah­res und einem aller­dings wind­ar­men März stei­ger­ten die Wind­ener­gie­an­la­gen ihren Bei­trag um 29 Pro­zent. Die Was­ser­kraft­wer­ke lie­fer­ten knapp 6 Pro­zent mehr Strom als im Vor­jah­res­zeit­raum. Die Solar­ener­gie konn­te um 35 Pro­zent zule­gen. Bei der Bio­mas­se, die mehr als die Hälf­te des erneu­er­ba­ren Ener­gie­ver­brauchs lie­fert, kam es ins­ge­samt zu einem leich­ten Rück­gang um 1 Pro­zent.

Erdgas eingespart und Kernenergie halbiert

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 1. Quartal 2022
Veränderungen in Prozent — Gesamt 3.365 PJ oder 114,8 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te im 1. Quar­tal 2022 einen Rück­gang um knapp 2 Pro­zent auf 3.365 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 114,8 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem 1. Quar­tal des Vor­jah­res. Der Rück­gang ist vor allem auf den Min­der­ver­brauch infol­ge der wär­me­ren Wit­te­rung sowie das hohe Preis­ni­veau zurück­zu­füh­ren. Von der Kon­junk­tur gin­gen dage­gen ver­brauchs­stei­gern­de Effek­te aus.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

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