Energieverbrauch verzeichnet deutlichen Rückgang

Energieverbrauch verzeichnet deutlichen Rückgang

Preissteigerungen fördern Einsparungen / Kohlen mit Zuwächsen

Ber­lin (02.08.2022) — Das sich spür­bar abschwä­chen­de Wirt­schafts­wachs­tum, eine mil­de Wit­te­rung sowie deut­li­che Ener­gie­ein­spa­run­gen vor dem Hin­ter­grund kräf­tig stei­gen­der Prei­se haben im 1. Halb­jahr des lau­fen­den Jah­res zu einem Rück­gang des Ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land um 3,5 Pro­zent geführt.

Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) erreich­te der inlän­di­sche Pri­mär­ener­gie­ver­brauch im 1. Halb­jahr 2022 eine Höhe von 5.950 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 203,0 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE).

Die AG Ener­gie­bi­lan­zen geht davon aus, dass die hohen Ener­gie­prei­se einer­seits zu kurz­fris­tig wir­ken­den Ener­gie­ein­spa­run­gen geführt haben, ande­rer­seits aber auch lang­fris­tig wir­ken­de Ein­spa­run­gen aus­lö­sen, weil sich Inves­ti­tio­nen in die Sen­kung des Ener­gie­ver­brauchs stär­ker loh­nen. Das im 1. Halb­jahr auf 1,5 Pro­zent gefal­le­ne Wirt­schafts­wachs­tum hat­te nur noch einen gerin­gen ver­brauchs­stei­gern­den Effekt.

Ohne den ver­brauchs­sen­ken­den Effekt der mil­den Wit­te­rung wäre der Ener­gie­ver­brauch nach Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen nur um 0,5 Pro­zent gesun­ken. Unter Berück­sich­ti­gung des Tem­pe­ra­tur­ef­fekts sowie der wei­ter ver­rin­ger­ten Vor­rä­te bei den Ver­brau­chern wäre der Ener­gie­ver­brauch im 1. Halb­jahr sogar leicht gestie­gen. Vom Wirt­schafts­wachs­tum und der Demo­gra­fie gin­gen posi­ti­ve Impul­se aus, die von den preis­ge­trie­be­nen Ein­spar­ef­fek­ten über­kom­pen­siert wur­den.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl war in den ers­ten sechs Mona­ten des lau­fen­den Jah­res ins­ge­samt um 7,3 Pro­zent höher als im Vor­jah­res­zeit­raum. Alle Mine­ral­öl­pro­duk­te ver­zeich­ne­ten Zuwäch­se: Der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff stieg um 5,7 Pro­zent, beim Die­sel­kraft­stoff gab es einen Zuwachs um 3,5 Pro­zent. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg kräf­tig um mehr als 60 Pro­zent und die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich um mehr als 6 Pro­zent. Der Heiz­öl­ab­satz ver­zeich­ne­te einen Zuwachs von etwas über 10 Pro­zent. Der Anstieg des Mine­ral­öl­ver­brauchs ins­ge­samt, ins­be­son­de­re jedoch die Zuwäch­se beim Absatz von Flug­kraft­stoff und Heiz­öl, beru­hen größ­ten­teils auf einem sta­tis­ti­schen Basis­ef­fekt, da der Absatz im 1. Quar­tal 2021 unter ande­rem pan­de­mie­be­dingt kräf­tig ein­ge­bro­chen war.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­min­der­te sich im 1. Halb­jahr des lau­fen­den Jah­res deut­lich um knapp 15 Pro­zent. Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung war die mil­de­re Wit­te­rung sowie das hohe Preis­ni­veau. Zudem ver­rin­ger­te sich der Ein­satz von Erd­gas zur Strom­erzeu­gung, weil die erneu­er­ba­ren Ener­gien — vor allem im 1. Quar­tal — höhe­re Bei­trä­ge lie­fer­ten.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le nahm ins­ge­samt um 9,2 Pro­zent zu. Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken erhöh­te sich um 26 Pro­zent. Ein­fluss auf die­se Ent­wick­lung hat­ten die geän­der­te Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem euro­päi­schen Strom­markt. Die Eisen- und Stahl­in­dus­trie ver­rin­ger­te ihre Nach­fra­ge um 5 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le lag um 10,6 Pro­zent über dem Niveau des Vor­jah­res­zeit­rau­mes, aber um etwa 5 Pro­zent unter dem Ver­gleichs­wert von 2019 und folgt somit wei­ter dem län­ger­fris­ti­gen Reduk­ti­ons­pfad. In den ers­ten bei­den Mona­ten des lau­fen­den Jah­res sorg­te die hohe Pro­duk­ti­on von Strom aus Wind­an­la­gen für einen Rück­gang bei der Braun­koh­le­ver­stro­mung, von März bis Juni stieg der Bedarf von Strom aus Braun­koh­le­kraft­wer­ken hin­ge­gen deut­lich an, da weni­ger Strom aus Wind­ener­gie­an­la­gen ins Netz ein­ge­speist wur­de. Außer­dem ersetz­te Strom aus Braun­koh­le­kraft­wer­ken einen Teil der Strom­erzeu­gung aus den Ende 2021 abge­schal­te­ten Kern­kraft­wer­ken und trug zur Ver­sor­gungs­si­cher­heit auf dem euro­päi­schen Strom­markt bei.

Die Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie ver­rin­ger­te sich im Berichts­zeit­raum ver­gli­chen mit dem 1. Halb­jahr des Vor­jah­res um gut die Hälf­te. Der star­ke Rück­gang ist auf die Still­le­gung der Anla­gen in Grohn­de, Brok­dorf und Gund­rem­min­gen und der damit ver­bun­de­nen Ver­min­de­rung der instal­lier­ten Leis­tung von 8.113 auf 4.055 Mega­watt (MW) zurück­zu­füh­ren.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien stieg im 1. Halb­jahr 2022 um 4,7 Pro­zent. Bei außer­ge­wöhn­lich guten Wind­ver­hält­nis­sen ins­be­son­de­re im Febru­ar stei­ger­ten die Wind­ener­gie­an­la­gen ihren Bei­trag im 1. Halb­jahr um 18 Pro­zent. Die Was­ser­kraft­wer­ke lie­fer­ten dage­gen 1 Pro­zent weni­ger Strom als im Vor­jah­res­zeit­raum. Die Solar­ener­gie konn­te um 20 Pro­zent zule­gen. Bei der Bio­mas­se, die mehr als die Hälf­te des erneu­er­ba­ren Ener­gie­ver­brauchs lie­fert, kam es wit­te­rungs­be­dingt ins­ge­samt zu einem leich­ten Rück­gang um 2 Pro­zent.

Die ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen nah­men im 1. Halb­jahr nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen um rund 1 Pro­zent zu, da die Rück­gän­ge bei der Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie sowie beim Ein­satz von Erd­gas zur Strom­erzeu­gung vor­nehm­lich durch Stein- und Braun­koh­le aus­ge­gli­chen wur­den.

 

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 1. Halbjahr 2022
Veränderungen in Prozent — Gesamt 5.950 PJ oder 203,0 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te im 1. Halb­jahr 2022 einen Rück­gang um 3,5 Pro­zent auf 5.950 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 203,0 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem 1. Halb­jahr des Vor­jah­res. Der Rück­gang ist vor allem auf den Min­der­ver­brauch infol­ge der gestie­ge­nen Ener­gie­prei­se, der wär­me­ren Wit­te­rung sowie der kon­junk­tu­rel­len Ein­trü­bung zurück­zu­füh­ren.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

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Ansprechpartner
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