Energieverbrauch wächst wieder

Energieverbrauch wächst wieder

Kohle und Erdgas im Plus / Erneuerbare mit leichtem Minus

Ber­lin (02.11.2021) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land wird in die­sem Jahr vor­aus­sicht­lich um knapp 3 Pro­zent anstei­gen. Zu die­ser Ein­schät­zung kommt die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) auf Grund­la­ge der aktu­el­len Berech­nun­gen zum Ver­brauch in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res. Neben der all­ge­mei­nen wirt­schaft­li­chen Erho­lung ist für die­se Ent­wick­lung ein Mehr­ver­brauch infol­ge der gegen­über dem Vor­jahr küh­le­ren Wit­te­rung ver­ant­wort­lich. Ver­brauchs­dämp­fend wir­ken der deut­li­che Preis­an­stieg sowie höhe­re Prei­se für CO₂-Emis­si­ons­zer­ti­fi­ka­te.

Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen erhöh­te sich der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie in den ers­ten drei Quar­ta­len 2021 auf 8.758 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 298,9 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das ent­spricht einem Anstieg um 3,3 Pro­zent gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum.

Für den Ver­brauchs­an­stieg macht die AG Ener­gie­bi­lan­zen vor allem die Wie­der­be­le­bung der wirt­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten ver­ant­wort­lich. Das im Ver­gleich zum Vor­jahr deut­lich gerin­ge­re Wind­strom­an­ge­bot wur­de im Strom­erzeu­gungs­mix durch kon­ven­tio­nel­le Ener­gie­trä­ger aus­ge­gli­chen. Zusätz­lich sorg­te die gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum deut­lich küh­le­re Wit­te­rung für einen Anstieg beim Ver­brauch von Heiz­ener­gien. Unter Aus­schal­tung des Wit­te­rungs­ein­flus­ses hät­te sich der Ener­gie­ver­brauch gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum nur um 0,6 Pro­zent erhöht. Aller­dings, so die AG Ener­gie­bi­lan­zen, lie­gen sowohl die abso­lu­ten wie auch die tem­pe­ra­tur­be­rei­nig­ten Ver­brauchs­wer­te noch spür­bar unter den Wer­ten von 2019.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res ins­ge­samt um 7 Pro­zent. Preis- und pan­de­mie­be­dingt sank der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 1,1 Pro­zent und der von Die­sel­kraft­stoff um 3,7 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl ver­min­der­te sich sogar um 38 Pro­zent, da im Vor­jahr vie­le Ver­brau­cher bei nied­ri­gen Prei­sen ihre Tanks auf­ge­füllt hat­ten. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg dage­gen um 15,5 Pro­zent und die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich um knapp 5 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch erhöh­te sich um 8,5 Pro­zent. Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung war die in den ers­ten fünf Mona­ten deut­lich küh­le­re und größ­ten­teils eher wind­ar­me Wit­te­rung, die zum Mehr­ein­satz von Erd­gas sowohl in der Wär­me- wie auch in der Strom­erzeu­gung
führ­te. Ab der Jah­res­mit­te sorg­te der Preis­an­stieg für einen Mehr­ein­satz ande­rer Ener­gie­trä­ger in der Strom- und Wär­me­er­zeu­gung.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le stieg in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res um 20 Pro­zent. Beim Ein­satz von Stein­koh­le zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung kam es als Fol­ge der küh­len und der gegen­über dem Vor­jahr wind­ar­men Wit­te­rung zu einem Zuwachs von 28 Pro­zent. Der Ein­satz von Koks und Koh­le in der Stahl­in­dus­trie nahm eben­falls zu und erhöh­te sich um 15 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le erhöh­te sich in den ers­ten neun Mona­ten des Jah­res 2021 um 25,6 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr, lag aber um 8,6 Pro­zent unter dem Ver­gleichs­wert von 2019. Der Zuwachs ist vor allem dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass die im Vor­jah­res­zeit­raum wit­te­rungs­be­dingt hohe Ein­spei­sung von Strom aus Wind­an­la­gen in die­sem Jahr bis­her deut­lich nied­ri­ger lag und eine ande­re Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem Strom­markt vor­liegt.

Bei der Kern­ener­gie kam es im Berichts­zeit­raum zu einem Anstieg der Strom­pro­duk­ti­on um 8,2 Pro­zent. Im Zuge des Kern­ener­gie­aus­stiegs ste­hen zum Jah­res­en­de 2021 die Still­le­gun­gen der Kraft­werks­blö­cke Grohn­de, Brok­dorf sowie Grund­rem­min­gen C mit zusam­men mehr als 4.000 Mega­watt (MW) Strom­erzeu­gungs­leis­tung an.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien ver­min­der­ten ihren Bei­trag zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch in den ers­ten neun Mona­ten um ins­ge­samt 2 Pro­zent. Vor dem Hin­ter­grund des Ver­brauchs­an­stiegs redu­zier­te sich der Anteil der Erneu­er­ba­ren am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch (Ener­gie­mix) auf 16,1 Pro­zent. Wäh­rend die Was­ser­kraft­wer­ke um 14 Pro­zent zule­gen konn­ten, kam es bei der Wind­ener­gie­an­la­gen an Land zu einem Rück­gang der Strom­erzeu­gung um 18 Pro­zent und auf See um 14 Pro­zent. Die Strom­erzeu­gung aus PV-Anla­gen erreich­te knapp die Höhe des Vor­jah­res­zeit­rau­mes. Die Bio­mas­se, deren Anteil an den erneu­er­ba­ren Ener­gien bei
über 50 Pro­zent liegt, ver­zeich­ne­te infol­ge der küh­le­ren Wit­te­rung einen Ver­brauchs­an­stieg um 3 Pro­zent.

In den ers­ten drei Quar­ta­len des lau­fen­den Jah­res floss mehr Strom ins Aus­land als umge­kehrt nach Deutsch­land. In Sum­me ging der posi­ti­ve Strom­aus­tausch­sal­do leicht zurück.

Für das Gesamt­jahr rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Anstieg der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in einer Grö­ßen­ord­nung von gut 4 Pro­zent. Maß­geb­lich für die­se Schät­zung ist neben dem wit­te­rungs- und kon­junk­tur­be­ding­ten Ver­brauchs­an­stieg der leich­te Rück­gang des Anteils der Erneu­er­ba­ren am Gesamt­ver­brauch. In der Strom­erzeu­gung wur­de die ver­min­der­te Wind­strom­erzeu­gung wett­be­werbs­be­dingt vor allem durch gesi­cher­te Leis­tung aus Stein- und Braun­koh­le­kraft­wer­ken aus­ge­gli­chen.

Kühle Witterung steigert Nachfrage

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im 1.–3. Quartal 2021
in Deutschland — Veränderungen in Prozent
Gesamt 8.758 PJ oder 298,9 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie liegt in Deutsch­land nach Ablauf der ers­ten neun Mona­te deut­lich im Plus. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen erhöh­te sich der Ver­brauch im 1. — 3. Quar­tal 2021 um 3,3 Pro­zent gegen­über dem Vor­jah­res­zeit­raum. Der Ver­brauch erreich­te eine Höhe von 8.758 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 298,9 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Anstieg ist auf die küh­le­re Wit­te­rung sowie auf den Wie­der­an­stieg der wirt­schaft­li­chen Leis­tung zurück­zu­füh­ren, liegt aber immer noch deut­lich unter dem Niveau von 2019.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verschiebungen im Energiemix durch Witterung und Preisentwicklungen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
1.–3. Quartal 2021 – gesamt 8.758 PJ oder 298,9 Mio. t SKE

Ber­lin — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich in den ers­ten neun Mona­ten des lau­fen­den Jah­res zuguns­ten der fos­si­len Ener­gien ver­scho­ben. Ver­ant­wort­lich für die­se Ent­wick­lung ist eine küh­le­re Wit­te­rung, eine ver­rin­ger­te Strom­ein­spei­sung aus Wind­ener­gie­an­la­gen sowie die all­ge­mei­ne wirt­schaft­li­che Erho­lung.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
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10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

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