Energieverbrauch zieht wieder an

Energieverbrauch zieht wieder an

Zuwachs durch Erdgas und Kohle gedeckt / Windstrom deutlich unter Vorjahr

Ber­lin (21.12.2021) — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te 2021 eine Höhe von 12.193 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 416,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das ent­spricht einem Anstieg um 2,6 Pro­zent gegen­über dem Vor­jahr. Der Ener­gie­ver­brauch liegt jedoch noch spür­bar unter dem Niveau der Vor-Coro­na-Zeit, was dar­auf hin­weist, dass die ener­gie- und gesamt­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung in Deutsch­land wei­ter­hin in hohem Maße durch die Coro­na-Pan­de­mie und ihre Aus­wir­kun­gen geprägt wird, erklär­te die Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) in Ber­lin.

Ver­brauchs­stei­gernd wirk­ten 2021 sowohl die wirt­schaft­li­che Erho­lung sowie die im Ver­gleich zum Vor­jahr küh­le­re Wit­te­rung. Die gesamt­wirt­schaft­li­che Leis­tung erhöh­te sich um knapp 2,4 Pro­zent. Aller­dings waren im letz­ten Quar­tal des Jah­res kaum noch Impul­se der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung auf den Ener­gie­ver­brauch zu beob­ach­ten, da Lie­fer­eng­päs­se, eine abschwä­chen­de Bau­kon­junk­tur sowie ein Aus­lau­fen der Nach­hol­ef­fek­te zu einer Sta­gna­ti­on der wirt­schaft­li­chen Erho­lung führ­te. Erheb­li­chen Ein­fluss auf den Anstieg des Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs hat­ten die gegen­über 2020 deut­lich küh­le­ren Außen­tem­pe­ra­tu­ren. Berei­nigt um den Wit­te­rungs­ef­fekt wäre der Ener­gie­ver­brauch nur um 0,6 Pro­zent gestie­gen, berech­ne­te die AG Ener­gie­bi­lan­zen.

Nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen sorg­te die Preis­ent­wick­lung auf den Ener­gie­märk­ten im aus­lau­fen­den Jahr für eine spür­ba­re Ver­brauchs­min­de­rung. Vor allem die Prei­se für Erd­gas und Roh­öl stie­gen im Vor­jah­res­ver­gleich außer­or­dent­lich kräf­tig an. Die Prei­se für CO₂- Emis­si­ons­zer­ti­fi­ka­te haben sich gegen­über dem Vor­jahr mehr als ver­dop­pelt und erreich­ten zum Jah­res­en­de his­to­ri­sche Höchst­stän­de. Die höhe­ren Ener­gie- und CO₂-Prei­se haben, so die AG Ener­gie­bi­lan­zen, den wachs­tums­be­ding­ten Anstieg des Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs erkenn­bar gebremst.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­min­der­te sich 2021 um ins­ge­samt um 5,1 Pro­zent auf 3.877 PJ (132,3 Mio. t SKE). Der Anteil des Mine­ral­öls am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch sank auf 31,8 Pro­zent (Vor­jahr 34,4 Pro­zent). Der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff stieg leicht um 0,6 Pro­zent, beim Die­sel­kraft­stoff gab es dage­gen einen Rück­gang um 1 Pro­zent. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl ver­min­der­te sich um gut 27 Pro­zent, da vie­le Ver­brau­cher infol­ge der Preis­ent­wick­lung ihre Lager­be­stän­de abge­baut haben. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg kräf­tig um knapp 22 Pro­zent und die Lie­fe­run­gen von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie erhöh­ten sich um 12,4 Pro­zent.

Der Erd­gas­ver­brauch erhöh­te sich 2021 um 3,9 Pro­zent auf 3.258 PJ (111,2 Mio. t SKE). Haupt­ur­sa­che für die­se Ent­wick­lung war die in den ers­ten fünf Mona­ten deut­lich küh­le­re und größ­ten­teils eher wind­ar­me Wit­te­rung, die zum Mehr­ein­satz von Erd­gas sowohl in der Wär­me- wie auch in der Strom­erzeu­gung führ­te. Ab der Jah­res­mit­te sorg­te der Preis­an­stieg für einen Mehr­ein­satz ande­rer Ener­gie­trä­ger in der Strom- und Wär­me­er­zeu­gung. Der Anteil des Erd­ga­ses am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch stieg leicht von 26,4 auf 26,7 Pro­zent.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le stieg 2021 um 17,9 Pro­zent und erreich­te eine Höhe 1.052 PJ (35,9 Mio. t SKE). Der Ein­satz von Stein­koh­le in Kraft­wer­ken, der etwa die Hälf­te des Gesamt­ver­brauchs aus­macht, erhöh­te sich um gut 25 Pro­zent. Die Eisen- und Stahl­in­dus­trie stei­ger­te ihre Nach­fra­ge um 13 Pro­zent. Der Ein­satz von Stein­koh­le in den Kraft­wer­ken wur­de begüns­tigt durch den Preis­an­stieg bei den Wett­be­werbs­en­er­gien sowie die wit­te­rungs­be­dingt gerin­ge­re Strom­ein­spei­sung aus Wind­ener­gie­an­la­gen. Beim Absatz an die Stahl­in­dus­trie pro­fi­tier­te der Ener­gie­trä­ger von den kon­junk­tu­rel­len Effek­ten. Der Anteil der Stein­koh­le am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch erhöh­te sich von 7,5 auf 8,6 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le erhöh­te sich um 18 Pro­zent auf 1.130 PJ (38,6 Mio. t SKE), lag damit jedoch um etwa 3 Pro­zent unter dem Ver­gleichs­wert von 2019 und folg­te somit wei­ter dem län­ger­fris­ti­gen Trend. Der Zuwachs im abge­lau­fe­nen Jahr ist vor allem dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass die im Vor­jahr wit­te­rungs­be­dingt hohe Ein­spei­sung von Strom aus Wind­an­la­gen 2021 deut­lich nied­ri­ger aus­fiel und eine ande­re Wett­be­werbs­si­tua­ti­on auf dem Strom­markt vor­liegt. Braun­koh­le hat­te 2021 einen Anteil von 9,3 Pro­zent (Vor­jahr: 8,1 Pro­zent) am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch.

Bei der Kern­ener­gie kam es im Berichts­zeit­raum zu einem Anstieg der Strom­pro­duk­ti­on um 7,2 Pro­zent. Der Bei­trag der Kern­ener­gie zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch stieg auf 753 PJ (25,7 Mio. t SKE). Die Aus­las­tung der Kern­kraft­wer­ke wur­de in Deutsch­land durch eine höhe­re Strom­nach­fra­ge, die gerin­ge­re Strom­erzeu­gung aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie durch die Ent­wick­lung bei den Ener­gie- und CO₂-Prei­sen begüns­tigt. Im Zuge des Kern­ener­gie­aus­stiegs ste­hen zum Jah­res­en­de 2021 die Still­le­gun­gen der Kraft­werks­blö­cke Grohn­de, Brok­dorf sowie Grund­rem­min­gen C mit zusam­men mehr als 4.000 Mega­watt (MW) Strom­erzeu­gungs­leis­tung an. 2021 hat­te die Kern­ener­gie einen Anteil 6,2 Pro­zent (Vor­jahr: 5,9 Pro­zent) am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch.

Die erneu­er­ba­ren Ener­gien ver­min­der­ten ihren Bei­trag zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch 2021 leicht um 0,2 Pro­zent auf 1.962 PJ (66,9 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneu­er­ba­ren am gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch erreich­te 2021 einen Anteil von 16,1 (Vor­jahr: 16,5) Pro­zent. Die Bio­mas­se, deren Anteil an den erneu­er­ba­ren Ener­gien bei über 50 Pro­zent liegt, ver­zeich­ne­te einen Ver­brauchs­zu­wachs um 4 Pro­zent. Die Was­ser­kraft­wer­ke leg­ten um gut 5 Pro­zent zu. Bei den Wind­ener­gie­an­la­gen an Land kam es dage­gen zu einem Rück­gang der Strom­erzeu­gung um 11 Pro­zent und bei den Anla­gen auf See um 9 Pro­zent. Die Strom­erzeu­gung aus PV-Anla­gen stieg um bei­na­he 5 Pro­zent.

2021 floss erneut mehr Strom ins Aus­land als umge­kehrt nach Deutsch­land hin­ein. In Sum­me ging der Strom­aus­tausch­sal­do auf 20.440 GWh (73,6 PJ) zurück. Haupt­grün­de für die­se Ent­wick­lung sind gerin­ge­re Strom­ein­spei­sun­gen aus erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie höhe­re CO₂-Prei­se.

Für das Gesamt­jahr 2021 rech­net die AG Ener­gie­bi­lan­zen mit einem Anstieg der ener­gie­be­ding­ten CO₂-Emis­sio­nen in einer Grö­ßen­ord­nung von gut 4 Pro­zent oder etwa 25 Mil­lio­nen Ton­nen. Maß­geb­lich für die­se Schät­zung ist neben dem wit­te­rungs- und kon­junk­tur­be­ding­ten Ver­brauchs­an­stieg der leich­te Rück­gang des Anteils der Erneu­er­ba­ren am Gesamt­ver­brauch. In der Strom­erzeu­gung wur­de die ver­min­der­te Wind­strom­erzeu­gung wett­be­werbs­be­dingt vor allem durch gesi­cher­te Leis­tung aus Stein- und Braun­koh­le­kraft­wer­ken aus­ge­gli­chen.

Konjunktur und Wetter beeinflussen Energieverbrauch

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2021
in Deutschland — Veränderungen in Prozent
Gesamt 12.193 PJ oder 416,1 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te 2021 einen Zuwachs um 2,6 Pro­zent auf 12.193 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 416,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Der Anstieg ist auf die küh­le­re Wit­te­rung sowie auf den Wie­der­an­stieg der wirt­schaft­li­chen Leis­tung zurück­zu­füh­ren. Das Ver­brauchs­ni­veau liegt aber immer deut­lich unter dem Niveau von 2019.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Verschiebungen im Energiemix
durch Witterung und Preisentwicklungen

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
2021 – gesamt 12.193 PJ oder 416,1 Mio. t SKE

Ber­lin — Die Antei­le der ver­schie­de­nen Ener­gie­trä­ger im natio­na­len Ener­gie­mix haben sich 2021 zuguns­ten der fos­si­len Ener­gien ver­scho­ben. Ver­ant­wort­lich für die­se Ent­wick­lung ist eine küh­le­re Wit­te­rung, gerin­ge­re Bei­trä­ge der erneu­er­ba­ren Ener­gien sowie die all­ge­mei­ne wirt­schaft­li­che Erho­lung.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs
in Deutschland 2000 — 2021

in Petajoule (PJ)

Ber­lin — Der Ener­gie­ver­brauch in Deutsch­land erreich­te im Jahr 2021 nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der AG Ener­gie­bi­lan­zen eine Höhe von 12.193 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 416,1 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) und lag damit um 2,6 Pro­zent über dem Wert von 2020. Der Ener­gie­ver­brauch war aber deut­lich nied­ri­ger als in den Vor­jah­ren.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

Reinhardtstr. 32
10117 Berlin

Ansprechpartner
Uwe Maaßen
u.maassen@ag-energiebilanzen.de

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