Definitionen/Methodik

Wie ist der „Strom­aus­tausch­sal­do“ defi­niert? Gibt es hier­zu monat­li­che Daten?

Der Strom­aus­tausch­sal­do ist die Dif­fe­renz des phy­si­ka­li­schen Strom­flus­ses aus dem Aus­land nach Deutsch­land bzw. aus Deutsch­land ins Aus­land. Nähe­re Anga­ben ent­hal­ten die Strom­be­rich­te des BDEW.

Was ist der Unter­schied zwi­schen Brut­to­strom­erzeu­gung und Brut­to­strom­ver­brauch?

Der Brut­to-Inlands­strom­ver­brauch ergibt sich aus der Sum­me von Brut­to­strom­erzeu­gung und Strom­aus­tausch­sal­do mit dem Aus­land.

Was ist der Unter­schied zwi­schen Brut­to­strom­ver­brauch und End­ener­gie­ver­brauch von Strom?

Der Brut­to-Inlands­strom­ver­brauch umfasst im Unter­schied zum End­ener­gie­ver­brauch von Strom auch Netz­ver­lus­te und Eigen­ver­brauch im Umwand­lungs­be­reich.

In den Aus­wer­tungs­ta­bel­len wer­den „Gase“ und „dar­un­ter Natur­ga­se“ ange­ge­ben. Wel­che Gase fal­len jeweils unter die Bezeich­nun­gen?

Zu Gas zäh­len alle her­ge­stell­ten Gase (Koke­rei- und Stadt­gas, Gicht- und Kon­ver­ter­gas) und alle Natur­ga­se. Zu den Natur­ga­sen gehö­ren Erd­gas, Erd­öl­gas und Gru­ben­gas.

Was ver­steht man unter Brut­to-End­ener­gie­ver­brauch und wo fin­det man Anga­ben hier­zu?

Der Brut­to-End­ener­gie­ver­brauch ist (außer­halb der Ener­gie­bi­lan­zen) eine spe­zi­el­le Bezugs­grö­ße für den Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien. Der „Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch“, umfasst im Sin­ne der EU-Richt­li­nie 2009/28/EG zur För­de­rung der Nut­zung von Ener­gie aus erneu­er­ba­ren Quel­len Arti­kel 2(f):

  • sämt­li­che Lie­fe­run­gen von Ener­gie­pro­duk­ten an die Sek­to­ren Indus­trie, Ver­kehr, Haus­hal­te und Gewer­be, Han­del und Dienst­leis­tun­gen (GHD-Sek­tor, einschl. Land‑, Forst­wirt­schaft und Fische­rei) zur ener­ge­ti­schen Ver­wen­dung (End­ener­gie­ver­brauch im Sin­ne der Ener­gie­bi­lanz) zzgl.
  • des in der Ener­gie­wirt­schaft für die Erzeu­gung von Wär­me und Strom anfal­len-den Eigen­ver­brauchs sowie
  • die bei der Ver­tei­lung und Über­tra­gung auf­tre­ten­den Trans­port- und Lei­tungs­ver­lus­te.
Wie wer­den Ener­gie­trä­ger nach der Wir­kungs­grad­me­tho­de bewer­tet?

Nach der Wir­kungs­grad­me­tho­de wird für die pri­mär­en­er­ge­ti­sche Bewer­tung von Kern­ener­gie ein Wir­kungs­grad von 33 % zugrun­de gelegt. Bei der Strom­erzeu­gung aus Was­ser­kraft und ande­ren erneu­er­ba­ren Ener­gie­trä­gern, denen kein Heiz­wert bei­gemes­sen wer­den kann (Wind, Pho­to­vol­ta­ik), wird jeweils ein Wir­kungs­grad von 100 % ange­rech­net. Auch der Strom­aus­tausch­sal­do wird mit einem Umrech­nungs­fak­tor von 3 600 kJ/kWh bewer­tet. Vgl. Vor­wort zur den Ener­gie­bi­lan­zen unter FAQ/Erläu­te­run­gen.

Auf wel­chen Heiz­wer­ten der Ener­gie­trä­ger beru­hen die Ener­gie­ver­brauch­s­an­ga­ben in der Ener­gie­bi­lanz?

Die Anga­ben in den Ener­gie­bi­lan­zen beru­hen grund­sätz­lich auf Heiz­wer­ten (Hi). Anga­ben in Brenn­wer­ten (Hs)kön­nen durch Mul­ti­pli­ka­ti­on mit dem Fak­tor 0,90238 in Heiz­wer­te umge­rech­net wer­den. Tabel­len der Heiz­wer­te der Ener­gie­trä­ger und Fak­to­ren für die Umrech­nung von spe­zi­fi­schen Men­gen­ein­hei­ten in Wär­me­ein­hei­ten fin­den sich unter Daten/Zusatz­in­for­ma­tio­nen.

Wie sind die Ver­brauchs­sek­to­ren im Indus­trie­be­reich defi­niert?

Es liegt aktu­ell die Klas­si­fi­ka­ti­on der Wirt­schafts­zwei­ge WZ 2008 zugrun­de, Zuord­nungs­ta­bel­len befin­den sich im Vor­wort zu den Ener­gie­bi­lan­zen.

In wel­chem Sek­tor wird der Ener­gie­ver­brauch des Bau­ge­wer­bes ver­bucht?

Das Bau­ge­wer­be gehört zum Sek­tor Gewer­be, Han­del, Dienst­leis­tun­gen.

Wel­cher Ener­gie­ver­brauch wird im Sek­tor Ver­kehr erfasst?

Der Ener­gie­ver­brauch im Ver­kehr (Schie­nen­ver­kehr, Stra­ßen­ver­kehr, Luft­ver­kehr, Küs­ten- und Bin­nen­schiff­fahrt) beinhal­tet nur den Ener­gie­ver­brauch für die unmit­tel­ba­re Erstel­lung von Trans­port­leis­tun­gen aller Ver­kehrs­trä­ger in Deutsch­land, soweit sie sta­tis­tisch erfasst sind. Nicht ein­ge­schlos­sen sind der mit­tel­ba­re Ener­gie­ver­brauch (z.B. Beleuch­tung von Ver­kehrs­ein­rich­tun­gen) und der Kraft­stoff­ver­brauch der Land­wirt­schaft. (sie­he Vor­wort zu den Ener­gie­bi­lan­zen)

Beru­hen die Ener­gie­bi­lan­zen auf Ver­brauchs­da­ten oder Absatz­da­ten?

Die Ener­gie­bi­lan­zen beru­hen in Berei­chen, deren Ener­gie­ver­brauch nicht durch amt­li­che Sta­tis­ti­ken erfasst wird (z.B. Heiz­öl­ver­brauch der pri­va­ten Haus­hal­te), auf Absatz­da­ten, die den Ver­brauch lager­fä­hi­ger Ener­gie­trä­ger in einer bestimm­ten Peri­ode nicht genau wider­spie­geln. Im Jah­res­be­richt der AGEB wird eine auf Basis von Markt­for­schungs­er­geb­nis­sen zu den Lager­be­stands­ver­än­de­run­gen ermit­tel­te Schätz­grö­ße ver­öf­fent­licht.

Sind die Anga­ben der AGEB zum Ener­gie­ver­brauch wit­te­rungs- bzw. tem­pe­ra­tur­be­rei­nigt?

In den Ener­gie­bi­lan­zen wer­den grund­sätz­lich nicht-berei­nig­te Daten ange­ge­ben. Der Tem­pe­ra­tur­ein­fluss wird aber in den jähr­li­chen Berich­ten der AGEB zur Ent­wick­lung des Ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land dar­ge­stellt. 

War­um wei­chen Anga­ben in natio­na­len und inter­na­tio­na­len Ener­gie­bi­lan­zen zum Teil von­ein­an­der ab?

Natio­na­le Ener­gie­bi­lan­zen sowie die Ener­gie­bi­lan­zen von Euro­stat und IEA beru­hen zum Teil auf ande­ren metho­di­schen Ansät­zen, vgl. Ener­gy Sta­tis­tics MANUAL.
Dar­über hin­aus wer­den die Bilan­zen zu unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten (mit unter­schied­li­cher Daten­ver­füg­bar­keit) ermit­telt.

War­um gibt es ver­schie­de­ne Daten zum Strom­aus­tausch Deutsch­lands mit sei­nen Nach­bar­staa­ten?

Beim Strom­aus­tausch wird zum einen unter­schie­den in Strom­au­ßen­han­del und in phy­si­ka­li­schen Strom­aus­tausch.
Der Strom­au­ßen­han­del doku­men­tiert die Strom­flüs­se, wie sie sich bilan­zi­ell aus den Han­dels­er­geb­nis­sen der ein­zel­nen Strom­märk­te in Euro­pa erge­ben.
Der phy­si­ka­li­sche Strom­aus­tausch zeigt die tat­säch­li­chen, phy­si­ka­lisch statt­fin­den­den Strom­flüs­se. Aller­dings ist auch die phy­si­ka­li­sche Betrach­tung nicht ein­deu­tig. Auch hier gibt es unter­schied­li­che Daten. Das liegt an unter­schied­li­chen Abgren­zun­gen, die alle ihre Berech­ti­gung haben:

  • Abgren­zung nach Staats­gren­zen.
    Hier wird der phy­si­ka­li­sche Strom­fluss an den Grenz­kup­pel­stel­len gemes­sen. (-> Entso‑E)
  • Abgren­zung nach Netz­ge­bie­ten.
    Hier wird der phy­si­ka­li­sche Strom­fluss an den Gren­zen der Strom­netz­ge­bie­te gemes­sen, deren Betrei­ber ihren Sitz in Deutsch­land haben. Die Netz­ge­bie­te decken sich nicht immer mit der deut­schen Staats­gren­ze. (-> Monats­be­richt über die Elek­tri­zi­täts­ver­sor­gung des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes)
  • Abgren­zung nach den Regel­zo­nen.
    Hier wird der phy­si­ka­li­sche Strom­fluss an den Gren­zen der größ­ten vier Regel­zo­nen Deutsch­lands gemes­sen. Die Regel­zo­nen decken sich nicht immer mit der deut­schen Staats­gren­ze. (-> BDEW)
Wie wird der Außen­han­del mit erneu­er­ba­ren Ener­gie­trä­gern in der Ener­gie­bi­lanz erfasst?

Als Aus­fuhr erfasst die Ener­gie­bi­lanz Deutsch­land grund­sätz­lich alle phy­si­schen Ener­gie­strö­me, die über die Lan­des­gren­zen hin­weg in das Aus­land gelie­fert wer­den. Die­se Men­gen wer­den vom inlän­di­schen Ener­gie­auf­kom­men abge­zo­gen. Umge­kehrt müs­sen zur kor­rek­ten Erfas­sung des inlän­di­schen Pri­mär­ener­gie­ver­brauchs alle aus dem Aus­land bezo­ge­nen Ener­gie­men­gen berück­sich­tigt wer­den. Die Impor­te wer­den des­halb zum Ener­gie­auf­kom­men hin­zu­ge­rech­net.

Die meis­ten Pri­mär- und Sekun­där­ener­gie­trä­ger behal­ten beim Im- oder Export ihre indi­vi­du­el­len che­misch-phy­si­ka­li­schen Eigen­schaf­ten bei und blei­ben getrennt bilan­zier­bar. Dies gilt nicht für elek­tri­schen Strom und Methan. Strom wird eben­so wie Bio­me­than in der Regel im Erzeu­gungs-/Ex­port­land in die Net­ze ein­ge­speist. Bio­me­than ver­mischt sich mit Methan aus ande­ren Quel­len und ist von Pro­duk­ten aus kon­ven­tio­nel­ler Erzeu­gung nicht mehr unter­scheid­bar. Strom und Bio­me­than aus erneu­er­ba­ren Quel­len sind daher aus phy­si­ka­li­scher Sicht grenz­über­schrei­tend nicht bilan­zier­bar

Um Umwelt- oder Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en von Bio­me­than zu erhal­ten, erfolgt der grenz­über­schrei­ten­de Han­del über Mas­sen­bi­lanz­sys­te­me. Die bei der Erzeu­gung doku­men­tier­ten Qua­li­täts- oder Umwelt­merk­ma­le wer­den der gelie­fer­ten Men­ge zuge­ord­net, ohne dass es sich dabei um die kon­kre­ten Bio­me­than­mo­le­kü­le han­deln muss.

In der Ener­gie­bi­lanz Deutsch­land wird Bio­me­than nach der Erzeu­gung und Netz­ein­spei­sung bilan­zi­ell zu Erd­gas. Strom aus erneu­er­ba­ren Quel­len wird nach der Netz­ein­spei­sung eben­falls unter Strom sub­sum­miert. Fol­ge­rich­tig muss der Außen­han­del in der Ener­gie­bi­lanz anhand der phy­si­schen Gas­strö­me im öffent­li­che Erd­gas­netz oder des Sal­dos beim grenz­über­schrei­ten­den Strom­aus­tausch erfasst wer­den.

Ent­spricht ein Anteil erneu­er­ba­rer Ener­gien von 60 Pro­zent am Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch einem Anteil von 50 Pro­zent am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch?

Bis 2050 sol­len erneu­er­ba­re Ener­gien 60 Pro­zent des Brut­to­end­ener­gie­ver­brauchs in Deutsch­land decken. Der Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch setzt sich zusam­men aus dem End­ener­gie­ver­brauch (Sum­me der Bilanz­zei­le 45), den Fackel- und Lei­tungs­ver­lus­ten von Strom und Fern­wär­me (Bilanz­zei­le 41, Spal­ten Strom und Fern­wär­me) sowie dem Eigen­ver­brauch der Kraft­wer­ke (Bilanz­zei­le 36, Spal­te Strom).

Weder der End­ener­gie­ver­brauch (EEV) noch der etwas höhe­re Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch ent­wi­ckeln sich par­al­lel zum Pri­mär­ener­gie­ver­brauch (PEV). Der Anteil des EEV am PEV vari­ier­te zwi­schen 1995 und 2017 in einer Band­brei­te von 64 bis 71 Pro­zent. Ursäch­lich dafür sind Ent­wick­lun­gen in den Umwand­lungs­be­rei­chen, die im Rah­men des Brut­to­end­ener­gie­ver­brauchs nicht betrach­tet wer­den. Eine ein­fa­che Über­tra­gung oder eine linea­re Fort­schrei­bung der Ziel­an­tei­le für erneu­er­ba­re Ener­gien am (Brutto-)Endenergieverbrauch einer­seits und am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch ande­rer­seits ist des­halb nicht sinn­voll mög­lich. Hin­zu kommt, dass bei der Bestim­mung des Anteils der erneu­er­ba­ren Ener­gien am Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch Nor­ma­li­sie­rungs­ver­fah­ren (z.B. für Wind- und Was­ser­kraft) genutzt wer­den, zur Bestim­mung des Anteils der Erneu­er­ba­ren Ener­gien am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch jedoch nicht.

Die Ziel­grö­ßen „Anteil der Erneu­er­ba­ren Ener­gien am Brut­to­end­ener­gie­ver­brauch“ und „Anteil der Erneu­er­ba­ren Ener­gien am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch“ sind also streng genom­men jeweils eige­ne Ziel­set­zun­gen, die nicht in einem linea­ren Zusam­men­hang ste­hen.