Hohe Energiepreise senken Energieverbrauch

Hohe Energiepreise senken Energieverbrauch

Industrie und Verbraucher reagieren auf Energiekrise und Preissteigerungen

Ber­lin (31.05.2023) — Der Ener­gie­ver­brauch in den ers­ten drei Mona­ten des lau­fen­den Jah­res lag um fast 7 Pro­zent unter dem Wert des Vor­jah­res­zeit­rau­mes. Das ist eine der größ­ten unter­jäh­ri­gen Ver­än­de­run­gen seit den Ölpreis­kri­sen der 1970er- und 1980er-Jah­re und vor allem auf die wei­ter­hin hohen Ener­gie­prei­se und das geschrumpf­te Brut­to­in­lands­pro­dukt (- 0,3 Pro­zent) zurück­zu­füh­ren. Nach vor­läu­fi­gen Berech­nun­gen der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen (AG Ener­gie­bi­lan­zen) erreich­te der inlän­di­sche Pri­mär­ener­gie­ver­brauch im ers­ten Quar­tal 2023 eine Höhe von 3.126 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 106,7 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE). Das waren 6,8 Pro­zent weni­ger als im sel­ben Quar­tal des Vor­jah­res.

Nach Ein­schät­zung der AG Ener­gie­bi­lan­zen sind für den beträcht­li­chen Ver­brauchs­rück­gang vor allem die anhal­tend hohen Ener­gie­prei­se ver­ant­wort­lich. Teu­re Ener­gie setzt sowohl Anrei­ze für kurz­fris­ti­ges Ener­gie­spa­ren wie auch für Inves­ti­tio­nen in ener­gie­spa­ren­de Tech­ni­ken und Ver­fah­ren. Pri­va­te Haus­hal­te sowie Gewer­be und Dienst­leis­tun­gen spar­ten ins­be­son­de­re bei Wär­me­en­er­gien wie Erd­gas und Fern­wär­me sowie beim Strom. In der Indus­trie sorg­ten die sin­ken­de Nach­fra­ge sowie der Ver­lust der inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit infol­ge hoher Ener­gie­kos­ten vor allem in den ener­gie­in­ten­si­ven Bran­chen für Pro­duk­ti­ons­rück­gän­ge im hohen ein­stel­li­gen, teil­wei­se sogar im zwei­stel­li­gen Bereich. Beson­ders betrof­fen waren strom­in­ten­si­ve Indus­trien. Für einen Zuwachs sorg­te dage­gen die im Zuge der Flücht­lings­be­we­gun­gen deut­li­che Zunah­me der Bevöl­ke­rung um mehr als eine Mil­li­on Men­schen.

Die Zah­len zum Ener­gie­ver­brauch des ers­ten Quar­tals 2023 im Ver­gleich zum Vor­jah­res­quar­tal ver­deut­li­chen nach Ansicht der AG Ener­gie­bi­lan­zen die Aus­wir­kun­gen der durch den Ukrai­ne-Krieg aus­ge­lös­ten geo­po­li­ti­schen Ver­än­de­run­gen mit ihren tief­grei­fen­den Aus­wir­kun­gen auf Ener­gie­prei­se, die Sicher­heit der Ver­sor­gung und das Wirt­schafts­wachs­tum. Das ers­te Quar­tal 2022 war anfäng­lich geprägt von einem gestärk­ten Kon­sum und einer wie­der anlau­fen­den Indus­trie­pro­duk­ti­on in Deutsch­land. Der Ein­marsch rus­si­scher Trup­pen in der Ukrai­ne Ende Febru­ar 2022 beein­fluss­te nicht nur maß­geb­lich die euro­päi­sche Sicherheits‑, Wirt­schafts- und Ener­gie­po­li­tik, son­dern sorg­te auch für ver­än­der­te Verbrauchs‑, Kon­sum- und Inves­ti­ti­ons­ver­hal­ten. Die­se Fak­to­ren spie­geln sich in der Ent­wick­lung des Ener­gie­ver­brauchs der zurück­lie­gen­den zwölf Mona­te deut­lich wider, schreibt die AG Ener­gie­bi­lan­zen in ihrem aktu­el­len Quar­tals­be­richt.

Der Ver­brauch von Mine­ral­öl ver­rin­ger­te sich in den ers­ten drei Mona­ten des lau­fen­den Jah­res um knapp 2,6 Pro­zent. Wäh­rend der Ver­brauch von Otto­kraft­stoff um 5 Pro­zent anstieg, gab es beim Die­sel­kraft­stoff einen leich­ten Rück­gang um knapp 1 Pro­zent. Der Absatz von Flug­kraft­stoff stieg um 11 Pro­zent. Die Lie­fe­rung von Roh­ben­zin an die che­mi­sche Indus­trie brach um 19 Pro­zent ein. Der Absatz von leich­tem Heiz­öl erhöh­te sich um 6 Pro­zent, weil vie­le Ver­brau­cher ihre Lager­be­stän­de auf­stock­ten oder Preis­vor­tei­le gegen­über dem Ein­satz ande­rer Ener­gie­trä­ger nutz­ten.

Der Erd­gas­ver­brauch ver­rin­ger­te sich im ers­ten Quar­tal des lau­fen­den Jah­res um fast 13 Pro­zent. Der Ein­satz von Erd­gas in der Strom­ver­sor­gung ver­min­der­te sich um rund 6 Pro­zent, die Erzeu­gung von Fern­wär­me ging um mehr als 13 Pro­zent zurück. Auch der Ein­satz von Erd­gas in der Indus­trie war rück­läu­fig.

Der Ver­brauch an Stein­koh­le nahm in den ers­ten drei Mona­ten um 7 Pro­zent ab. Der Ein­satz in Kraft­wer­ken zur Strom­erzeu­gung ver­zeich­ne­te vor allem infol­ge einer ins­ge­samt gesun­ke­nen Strom­erzeu­gung einen Rück­gang um mehr als 10 Pro­zent. Der Absatz an die Eisen- und Stahl­in­dus­trie ver­min­der­te sich um 2 Pro­zent.

Der Ver­brauch von Braun­koh­le nahm eben­falls ab und ver­rin­ger­te sich um knapp 7 Pro­zent. Die­ser Rück­gang ent­spricht weit­ge­hend der Ent­wick­lung der Lie­fe­run­gen an die Kraft­wer­ke der öffent­li­chen Ver­sor­gung, die mehr als 90 Pro­zent der inlän­di­schen Braun­koh­len­för­de­rung abneh­men.
Die Strom­erzeu­gung aus Kern­ener­gie lief nicht wie ursprüng­lich geplant zum 31.12.2022 voll­stän­dig aus. Die noch am Netz befind­li­chen drei Anla­gen Neckar­west­heim 2, Ems­land und Isar wur­den in einen bis zum 15.04.2023 wäh­ren­den Streck­be­trieb über­führt und pro­du­zier­ten wei­ter Strom, aber in gerin­ge­rem Umfang. Gegen­über dem Vor­jah­res­quar­tal ging die Erzeu­gung um knapp ein Drit­tel zurück.

Die Strom­lie­fe­run­gen ins Aus­land lagen im ers­ten Quar­tal um 9,3 Mil­li­ar­den Kilo­watt­stun­den (Mrd. kWh) über den Strom­men­gen, die aus dem Aus­land nach Deutsch­land geflos­sen sind. Im Vor­jah­res­quar­tal betrug der Strom­aus­tausch­sal­do noch 13,3 Mrd. kWh. Damit erreich­te der Export­über­schuss im ers­ten Quar­tal 2023 wie­der in etwa das Niveau der Jah­re 2020 und 2021.

Der Bei­trag der erneu­er­ba­ren Ener­gien lag im 1. Quar­tal 2023 ins­ge­samt auf annä­hernd glei­chem Niveau wie im Vor­jah­res­jah­res­zeit­raum. Die Strom­erzeu­gung aus Wind­ener­gie erhöh­te sich leicht. Bei der Pho­to­vol­ta­ik gab es dage­gen ein Minus von 24 Pro­zent. Die AG Ener­gie­bi­lan­zen geht davon aus, dass die durch Wär­me­pum­pen nutz­bar gemach­te Umwelt­wär­me um etwa 15 Pro­zent zuleg­te und die Nut­zung von Holz durch pri­va­te Haus­hal­te sowie im Gewer­be- und Dienst­leis­tungs­be­reich um etwa 7 Pro­zent zunahm.

Hohe Energiepreise senken Energieverbrauch deutlich

Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 1. Quartal 2023
Veränderungen in Prozent — Gesamt 3.126 PJ oder 106,7 Mio. t SKE

Ber­lin — Der Ver­brauch an Pri­mär­ener­gie ver­zeich­ne­te im 1. Quar­tal 2023 einen Rück­gang um 6,8 Pro­zent auf 3.126 Peta­joule (PJ) bezie­hungs­wei­se 106,7 Mil­lio­nen Ton­nen Stein­koh­len­ein­hei­ten (Mio. t SKE) gegen­über dem 1. Quar­tal des Vor­jah­res. Der Rück­gang betraf mit Aus­nah­me der Erneu­er­ba­ren alle Ener­gie­trä­ger und ist vor allem auf Ver­brauchs­re­du­zie­run­gen infol­ge des anhal­tend hohen Preis­ni­veaus zurück­zu­füh­ren. Der Bei­trag der Kern­ener­gie sank, da die drei Kern­kraft­wer­ke nur noch im Streck­be­trieb lie­fen.

Quel­le: Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie­bi­lan­zen

Arbeitsgemeinschaft
Energiebilanzen e.V.

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Ansprechpartner
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